Lautstark: Sommer im Ohr – Schiller und die Sonne
Die Frage, wie man den Klang der Sonne einfängt, stellte sich vor einigen Jahren der Musiker Christopher von Deylen und hielt seiner Ergebnisse in einem Album fest, die in dieser Ausgabe der Lautstark-Kolumne behandelt werden soll: Sonne von Schiller.
von Yvonne Mikschl
Bestimmte Themen werden nie alt in der Musik. Die Liebe ist ein Klassiker-Thema, über das es bestimmt hunderte Alben und abertausende Songs gibt. Licht und Sonne hingegen sind Themen, die musikalisch eher weniger zu beschreiben sind. Meist werden beide gerade in Liebesliedern als Metaphern für die Geliebte verwendet. Die Frage, wie trotzdem man den Klang des Lichts und besonders den der Sonne einfängt, stellte sich vor einigen Jahren der Musiker Christopher von Deylen und hielt seiner Ergebnisse in dem Album Sonne fest.
Der Titel spiegelt sich im Cover des 2012 erschienenen Album wider: helle Farben, die das Sonnenlicht darstellen sollen. Und so klingen die dreißig Titel der Deluxe-Edition auch: helle Klänge, das Sonnen- und Lichtmotiv immer wiederkehrend sowohl in Songtiteln und Musik. Christopher von Deylen, der Gründer von Schiller, sagt selbst zu dem Album in einem Interview mit ntv: »[I]ch habe versucht, den metaphysischen Klang der Sonne zu erfassen, nicht das wahre Geräusch der Sonne. Die Sonne löst ja so vieles in uns aus. Ich verbinde damit eben auch Wärme, und Licht und Kraft, und deswegen musste mein neues Album einfach so heißen.« Der Titelsong nimmt im Text genau diese Motive auf.
Altes Konzept bleibt erfolgreich
Wie bei anderen Alben kommen auch hier verschiedene Gaststimmen ins Ohr: die norwegische Sängerin Kate Havnevik betritt neben der Texanerin Meredith Call und den Paper Aeroplanes zum ersten Mal das Hotel Schiller. Wie bei den vorherigen Alben gibt es auch hier mehrere Instrumentaltitel: während man mit Lichtermeer abends durch die Stadt mit ihren Lichtern fährt, schließt man beim Titel Ultramarin die Augen und schwimmt durch das glasklare Wasser des Meeres. Diese Mischung, die Schiller seit seinem zweiten Album Weltreise bis heute durchzieht, geht wieder auf. Schiller bleibt sich selbst wieder treu und geht dabei neue Wege. Und die Fans gehen mit ihm.
Zurück zum Titelsong Sonne, gesungen vom Grafen von Unheilig, der rückblickend zu einer der erfolgreichsten und wohl bekanntesten Schiller-Singles wurde. Auf den ersten Blick möge es nicht besonders gut zusammenpassen zwischen Schiller und dem Grafen. Christopher von Deylen arbeitet mit sphärischen Frauenstimmen gerne zusammen, sodass sich die »erdige Stimme des Grafen« nicht unbedingt in die Welt von Schiller eingliedern lässt. Doch von Deylen stört das tatsächlich weniger: »Und für mich war es ausschlaggebend, dass die Stimme des Grafen hervorragend zu Schiller passt.« Und das hört man auch, obwohl nicht viel Zeit in den Song investiert wurde.
Ideales Album für triste Tage
Wie immer bei Schiller besteht das Genreproblem. Eine eindeutige Einordnung ist nicht vorzunehmen. Was sicher ist, ist die Elektronik, die sowohl für den ruhigen Chillout als auch für die Trance-Stücke zuständig ist. Allgemein ist Sonne das perfekte Sommeralbum, besonders bei Dauerregen. Einerseits ist die Mischung zwischen eingängigen Melodien wie der von Berlin-Moskau und den gesanglichen Werken sehr entspannend, andererseits auch ideal, um kreativ zu werden. Die poppigeren Tracks des Albums erinnern an den Festivalsommer und lassen einen zu Dancing in the Dark in den eigenen vier Wänden tanzen. So holt man sich die Sonne in die Boxen – und kann heute trotz Corona den Sommer genießen. Denn selbst wenn die Festival-Saison auch abgesagt ist: die Musik bleibt – besonders die von Christopher von Deylen.
Hier noch zwei Musikbeispiele:
Beitragsbild: © Universal Music