G’sichter hinter der Regensburger Gastro: Café Charlotte
Seit drei Jahren gibt es das Café Charlotte in der Unteren Bachgasse nun schon. Dank seines individuellen Charmes samt Vogelkäfig mit Zebrafinken und prunkvoller Wandmalerei ist es auch kaum mehr aus der Regensburger Altstadt wegzudenken. Nicht nur Tourist*innen werden vom französisch-algerischen Ambiente des familiären Cafés angezogen. Auch Student*innen, Familien und selbst Senior*innen fühlen sich pudelwohl in dem »etwas anderen« Café.
von Verena Gerbl
Aber was genau macht das Café Charlotte so besonders? Bei einem Gespräch mit der Besitzerin Sofiane Maazou habe ich so allerhand Wissenswertes erfahren.
Wer nämlich schon etwas länger in Regensburg zu Hause ist, kennt noch den Vorgänger des Café Charlotte. Das Namensvetter-Café »Lotte« verkaufte damals Bücher im Duo mit Kaffeespezialitäten und die Wände waren bayrisch mit Hirschgeweih geschmückt. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Nur der Name, der eine Kombination aus dem früheren Namen und dem XXL Teddybären »Charles«, der seinen Stammplatz in der Kinderecke hat, wurde weitergeführt.
Auszeit mit Stil
Genau das ist es auch, was das Café Charlotte so einzigartig macht: Die zwanglose Atmosphäre aus liebevoll gewählter Einrichtung, die gemütlichen Retro-Sesseln, die gold-blaue Wandbemalung und das wunderschöne Vogelzwitschern, das jegliche Playlist überflüssig macht, lässt einen schon beim Betreten des Lokals sofort alle Sorgen vergessen. Die französischen Pralinen, welche eigens vom Pâtisserie-erprobten »Chef« angefertigt werden, lachen mich als frankophile Romanistik-Studentin ohnehin an.
»Es ist in Ordnung, sich auch einmal etwas Luxus zu gönnen«, bringt Besitzerin Maazou das Gesamtkonzept auf den Punkt. »Auch wenn man hier nicht aus den typischen Gastronomietassen trinkt, soll das Ganze erschwinglich bleiben und eine entspannte Auszeit ermöglichen.«
Die Speisekarte ist ähnlich individuell und hat so einige Kreationen parat, »die es so auch nur im Café Charlotte gibt«. Schleckermäuler kommen hier mit den unterschiedlichsten Crêpe-Variationen und herzhaften Galettes (Buchweizen-Pfannkuchen) definitiv auf ihre Kosten. Die internationale Küche, welche auch eine algerische Tomatensuppe oder orientalische Kaffeespezialitäten wie den Orient-Express verspricht »soll alle Nationalitäten zusammenbringen, damit sich jede*r wohl fühlen kann.«
Aber wie ist die Lage im aktuell Corona-gestrauchelten Regensburg?
Auch das Café Charlotte hat von der Stadtverwaltung Unterstützungsgelder erhalten. Diese seien zwar kurzfristig sehr hilfreich gewesen, reichten bei Weitem aber nicht aus, um die folgenden Monate zu überbrücken. »Die Regensburger Fußgängerzone lebt von Tourist*innen. Wenn es die langfristig nicht mehr gibt, müssen wir schließen.« Daher geht Familie Maazou von einem mageren Sommer aus. Regensburger*innen kommen selten zum Shoppen und Verweilen in die Stadt. »Vor allem merkt man ihnen die Verunsicherung aufgrund der kurzlebigen politischen Entscheidungen an. Die Leute haben kaum mehr einen Überblick darüber, was genau denn nun erlaubt ist. Und die Gastronomie wird dafür bestraft.« Man holt sich, aus Angst vor Ansteckung, lieber nur schnell einen Kaffee zum Mitnehmen. »Wenn die Leute aber bleiben und gerne im Café sitzen, ist das für mich die Bestätigung, dass wir alles richtig gemacht haben. Dass die Leute unser Ambiente schätzen.« Das gemütliche Verweilen im Café, das Maazou so sehr vermisst und sie an die französische Esskultur ihrer früheren Heimat erinnert, ist seit vergangener Woche aber wieder erlaubt. Vor allem der Außensitzbereich lädt beim herrlichen Frühsommerwetter zum gemütlichen Cafébesuch mit Freunden ein. So lassen sich die mit Liebe zubereiteten Speisen und Getränke der Familie Maazou ohnehin am besten zelebrieren.
Bildquelle: © Geschenke aus Regensburg