Wasser gibt es doch immer – oder?
Wie viele Liter Wasser sollte man sich bereitstellen, wenn keines mehr aus der Leitung kommt? In Deutschland ist das keine wirklich relevante Frage, aber in meiner Regensburger WG mussten wir kürzlich eine Antwort darauf finden.
von Selina Roos
Es begann mit einem unschuldigen Aushang im Treppenhaus. Im neuen Jahr stehen ja so manche Kontrolltermine in Mehrfamilienhäusern an. So weit, so normal. Kurz überflog ich den Zettel in meiner üblichen morgendlichen Hektik und hechtete los zum Bus.
»Instandhaltungsmaßnahmen« und »von 8 bis 16 Uhr« waren mir als Stichpunkte im Kopf geblieben. Ist sicher noch eine Weile hin, dachte ich mir, denn andere Kontrolltermine wurden fast einen Monat vorher angekündigt. Und dann schrauben die da bloß ein bisschen rum, kein Problem. Als ich ein oder zwei Tage später den Zettel noch einmal genauer durchlas, bekam ich doch einen kleinen Schreck: In wenigen Tagen soll die gesamte Kalt- und Warmwasserzufuhr von acht bis 16 Uhr am Stück abgestellt werden – und das an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Das heißt tagsüber gibt es weder verfügbares Trinkwasser, noch ist Duschen möglich, genauso wenig wie Zähneputzen, Händewaschen, Wäschemachen oder auf die Toilette gehen.
Eigentlich muss man in einem solchen Fall aus der eigenen Wohnung flüchten… was ich letztendlich auch tat. Die sanitäre Ausstattung der Uni kann immerhin das Nötigste bieten und ich hatte sowieso genug zu tun, um drei mal acht Stunden beschäftigt zu sein. Doch meine Mitbewohnerin zum Beispiel lernt ausschließlich zu Hause, befand sich zu dem Zeitpunkt in der Klausurenphase und war damit auf eine funktionierende Wohnung mit Wasseranschluss angewiesen. Also mussten Wasservorräte her.
Damit stellte sich eine konkrete Frage: Wie viel Wasser braucht man denn so an einem Tag, mit allem Drum und Dran? So genau konnten wir das gar nicht sagen, also begannen wir einfach damit, es flaschenweise abzufüllen: ein paar Flaschen Handwasch-Wasser und getrennt davon Trinkwasser. Dazu kam ein Eimer als Ersatz für die Toilettenspülung und on top befüllten wir unsere Badewanne noch ein wenig. Ganz nach dem Motto: Lieber zu viel als zu wenig.
Bei unseren Vorbereitungen dachte ich auch an die Senioren in unserem Wohnhaus, die einen nicht unerheblichen Anteil unserer Nachbarn ausmachen. Schließlich können sie nicht einfach für einen ganzen Tag an die Uni fahren. Selbst wenn ihre Mobilität einen längeren Tagesausflug zulassen sollte: Was sollen sie dort acht Stunden lang machen? Soweit ich weiß, sind auch gar nicht mehr alle unserer älteren Nachbarn so mobil, dass sie ihre Wohnung länger verlassen könnten. Für sie haben diese ungewöhnlich langen Arbeiten sicherlich einige Umstände verursacht.
Für drei Tage wurden wir also zu Wasser-»Preppern«, was wir unserer Meinung nach auch ziemlich gut hinbekommen haben. Es erinnert wirklich ein bisschen an eine Endzeitstimmung, wenn man sich auf eine Unterbrechung der gesamten Wasserversorgung vorbereiten muss, auch wenn wir natürlich schon wussten, wann sie zu Ende sein würde. Was genau aber so lange inspiziert und instandgehalten werden musste, wissen wir immer noch nicht wirklich. Einen positiven Effekt hatte das Ganze aber schon: Ich weiß jetzt viel mehr zu schätzen, dass wir hier in Deutschland rund um die Uhr Zugang zu fließendem (Trink)Wasser haben.
Nächste Woche gibt es hier wieder Unterhaltsames und Kurioses von Wohnsinn-Neuling Olivia.