Umweltfreundlichkeit und eine ominöse Firma – Neues aus der Studentenstadt Pentling
Die Studentenstadt Pentling bietet StudentInnen fast alles. Trotzdem verbinde ich mit ihr eine Art Hassliebe. Nicht, weil sie mir auf meinen einundzwanzig Quadratmeter ein Dach über dem Kopf bietet oder weil sie mit humanen Preisen noch bezahlbar ist. Oder weil ich jedes Mal aufgrund ihrer Lage zwanzig Minuten oder mehr im Bus verbringen muss, um in die Uni oder in die Innenstadt zu kommen. Nein. Wegen ganz anderen Dingen, die mich und alle anderen Parteien des Hauses wahnsinnig machen können. Oder könnten, weil sie nur mir passieren…
von Yvonne Mikschl
Mein heutiges Thema trägt nicht umsonst diesen herrlichen Titel. Umweltfreundlichkeit ist bei StudentInnen ja ein großes Thema. Warum bring ich das hier auf? Ganz einfach. Ich beziehe mich auf ein Problem, das mir schon im Oktober aufgefallen ist. Da steh ich doch an der Bushaltestelle und sehe etwas im Gebüsch huschen. Dieses etwas ist grau, klein und flink. Erst im Januar stellte sich raus, dass es das war, was ich schon längst vermutet hatte: Ratten. Die Studentenstadt hatte eine Rattenplage am Hals. Und warum? Weil es irgendwelche Vollidioten tatsächlich geschafft haben, neben den vorhandenen zehn Müllcontainern ihren Hausmüll abzuladen, in dem neben dem üblichen Plastikkram auch Essensreste vorhanden sind. Es würde mich nicht wundern, wenn im umgangssprachlich Restmüll genannten Abfall auch Glas und Dosen sein würden – von verschimmelten Sachen will ich erst gar nicht reden. Die einzige umweltfreundliche Trennung auf diesem Hof ist die Trennung, die man dank den vorhandenen Tonnen (grün und schwarz) vornehmen kann. Gut, der nächste Glascontainer ist beim Real einmal über den Parkplatz – eine Distanz, die man mit zwei gesunden Beinen noch schaffen kann, wenn man eh grad zum Einkaufen geht – oder man nimmt das Zeug mit an die Universität. Aber soweit denken die meisten bei uns in der Studentenstadt nicht – sonst würde die Umweltfreundlichkeit in Form von Ratten nicht bestehen.
Als ob die Rattenplage nicht schon genug wäre, schmückt sich die Studentenstadt noch mit einem anderen Feature, das in keiner Wohnungsanzeige jemals auftauchen würde. Maximal steht bei solchen Zimmerausschreibungen nur »Waschmöglichkeit im Haus gegeben« dabei. Was sie ausversehen nicht dazu schreiben, ist der Preis und Aufwand, der dahintersteckt, um seine Wäsche vom durchgeschwitzten in einen sauberen Zustand zu verwandeln. Gut, Wäschewaschen war noch nie einfach, doch in meinem Fall frage ich mich echt, wo die Humanität bleibt.
Das ganze Spiel beginnt im Oktober, nachdem ich einen Disput mit meinen Eltern hatte und aus Trotz (und damit mein Studium nicht darunter leidet) acht Wochen am Stück in Regensburg geblieben bin. Meine einundzwanzig Quadratmeter Wohnung hat keinen großartigen Platz, um irgendwelche Waschmaschinen aufzustellen – selbst ein Wäscheständer ist schon nicht gut unterzubekommen. Dafür gibt es Waschräume. Der von Haus A, in dem ich wohne und für den ich nur sprechen kann, hat genau drei Waschmaschine und zwei Trockner. Nicht viel für ein Wohnblock mit 120 Parteien – vor allem, wenn man bedenkt, dass nicht jeder am Wochenende heimfährt. Ich also versuche über unsere Facebook-Gruppe an Infos zum Ablauf zu bekommen. Zeitnah bekomm ich die Antwort: eine Waschkarte bei der Firma Rent&Wash beantragen mit dem gewünschten Betrag oder eine Bankkarte mit Geldkartenfunktion. Letzteres fliegt nach gründlicher Recherche raus, da ich mit der Volksbank einer der wenigen Banken angehöre, die diese Geldkartenfunktion seit Jahren nicht mehr unterstützt. Also mach ich mich auf der Suche nach Kontaktdaten, die in der Waschanleitung bei den Maschinen in der Waschküche versteckt sind. Die Webseite der Firma besteht gerade mal aus Impressum und Datenschutzerklärung und macht mich sehr stutzig, zudem wirkt das nicht sehr vertrauenerweckend. Nichtsdestotrotz schreibe ich den Damen und Herren, dass ich gerne eine Waschkarte mit 20 Euro Guthaben hätte. Wenig später erhalte ich die Antwort. Und hätte ich nicht schon auf einem Stuhl gesessen, hätte es mich im Stehen umgehauen. Ich zitiere hier original aus der Email: »Diese Karte übersenden wir Ihnen gegen Vorkasse mit einem Guthaben von 50, 100 oder 200 € zzgl. Pfand 15 €, Bearbeitungsgebühr 2,50 € und Versand 5,89 €.« Pfand und Bearbeitungsgebühr verstehe ich ja noch. Aber Studierenden und Auszubildende, die von Krediten leben müssen und sehr wenig für sonstige Aktivitäten an Geld zur Verfügung haben, sollen so viel Geld fürs Waschen aufwenden? Vor allem: eine Regensburger Firma, die im Gewerbepark ihren Sitz hat, versendet das für so viel Einschreiben-Kosten? Ohne Studierendentarif?
Wenn man glaubt, dass die Geschichte hier endet – es kommt noch besser: Bei einem Ladebetrag von 50 Euro kommst du bei einer Einzelwaschladung von drei Euro gerade mal sechzehn Waschladungen und eine Trocknerladung aus. Das reicht circa zwei bis drei Monate, je nach Wäschelage. Dann steht man vor einem Problem: Man muss die ja wieder irgendwie aufladen. Da gibt’s genau zwei Möglichkeiten: entweder die Karte der Firma zukommen lassen, diese von den Mitarbeitern laden lassen und die Versandkostenpauschale doppelt zahlen oder selbst übers Internet laden. Letzteres benötigt ein Chipkartenlesegerät, was nochmal 80 Euro kostet. Was glauben die eigentlich, wer im Wohnheim wohnt? Reiche Immobilienhaie sicher nicht, so viel steht fest. Ich habe letztendlich beschlossen, wieder zu meinen Eltern zu fahren und dort meine Wäsche zu waschen – so viel zum Thema Selbstständigkeit.
Ach übrigens: aufgrund von Differenzen mit dem MiteigentümerInnen musste die Hausverwaltung die Waschräume im Januar sperren – Rent&Wash erfuhr erst einige Wochen später von der Sperrung…