Cafeten gehen den Mehrweg

Cafeten gehen den Mehrweg

Seit Montag gibt es in den Cafeten der Uni Regensburg und der OTH keine Einwegbecher mehr. Stattdessen kann man sich den Kaffee jetzt in die neuen Mehrwegtassen füllen. Das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz setzt damit ein klares Zeichen für Nachhaltigkeit und gegen unnötige Müllproduktion. Was für viele überraschend und spontan wirkt, ist tatsächlich das Produkt einer jahrelangen Planung und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren der Hochschulpolitik. 

von Johanna Gottschling

5.000 Heißgetränke pro Tag – so viel Kaffee, Kakao und Tee wird laut den Statistiken des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz an den Regensburger Cafeten verkauft. Das machen 25.000 Getränke in der Woche, die bisher zum größten Teil in Einwegbechern ausgeschenkt wurden. 

Damit soll jetzt Schluss sein. Wer ab Montag, 27. Januar, ein Heißgetränk erwerben möchte, muss dieses entweder in einen mitgebrachten Becher füllen oder die neuen Mehrwegtassen aus Porzellan benutzen. Das System ist einfach: Wenn man sich die Tasse an der Kasse holt, werden 3,50 Euro Pfand von der Mensa-Karte abgebucht, wenn man sie wieder zurückbringt, wird das Geld wieder auf die Karte geladen oder man tauscht sie gleich gegen eine Neue ein. Die Tassen werden gereinigt und wieder verwendet. Bis zu 3.000 Spülgänge halten sie aus, so können sie etwa zwei bis drei Jahre lang von den Cafeten genutzt werden. Produziert wird die Tasse in der Fabrik des Porzellanherstellers SCHÖNWALD in Oberfranken. Sie gelangen also auf einem relativ kurzen, klimafreundlichen Weg auf den Campus.

Michael Wagner, seit etwas über einem Jahr Abteilungsleiter der Hochschulgastronomie des Studentenwerks, ist stolz. Das Mehrweg-System ist ein weiterer Schritt, den das Studentenwerk in Richtung nachhaltige Gastronomie unternimmt. »Unsere Geschäftsführung ist was Nachhaltigkeit angeht super engagiert«, erzählt Wagner. Auf der Website des Studentenwerks kann man sich über dessen Arbeit informieren und erfährt beispielsweise, dass in den Mensen von Uni und OTH ausschließlich Bio-Eier verwendet werden. Auch was die Auswahl der Gerichte angeht, wird darauf geachtet, dass möglichst immer ein vegetarisches und ein veganes Gericht im Mittagsmenü angeboten wird. Diese Entwicklungen gehen aus einer engen Zusammenarbeit des Studentenwerks mit Hochschulinitiativen wie dem AK Ökologie oder dem Netzwerk Nachhaltigkeit hervor. Letzteres sammelte Ende November 2019 über 3.800 Unterschriften für eine nachhaltigere Mensa. Das zeigt, dass Projekte wie das Mehrweg-System von vielen Studierenden befürwortet werden.

Hinter der Einführung der neuen Tassen, die etwas unspektakulär aussehen, steht eine drei Jahre lange Planung. Im Gespräch waren unterschiedliche Varianten: Tassen mit Deckel (Einkaufspreis acht Euro, also viel zu teuer), das deutschlandweite Pfandsystem der Firma RECUP (Hygiene-Problem; der Hersteller konnte nicht garantieren, dass Becher, die mal ein, zwei Tage im Spind standen noch einwandfrei gesäubert werden könnten), Tassen mit künstlerischem Design (laut einer Umfrage unter 5.000 Studierenden, die der Mensaausschuss des Uni-Konvents 2019 startete, unnötig). Am Ende einigte man sich auf das Modell »FAZ-Tasse« des Porzellanhersteller SCHÖNWALD, das zum ersten Mal in den 80er Jahren für die Redaktion der Frankfurter Allgemeine Zeitung bestellt wurde. 

Trotz der langen Vorbereitungszeit kommt die Umstellung auf Mehrwegtassen für einige unerwartet. Hochschulinitiativen wie das Netzwerk Nachhaltigkeit sind zwar sehr glücklich, dass das System endlich eingeführt wurde, hätten sich aber gewünscht, etwas früher über den Zeitplan des Studentenwerks informiert zu werden. Mit etwas Vorlauf hätten sie beispielsweise rechtzeitig Infostände organisieren können, um die Studierenden für das Thema Mehrweg zu sensibilisieren. So wurden nach einer einwöchigen Testphase, in der es beide Varianten gab, die Pappbecher am 27. Januar vorerst abgeschafft. Auf die Frage, wie es dazu kam, antwortet Michael Wagner mit Enthusiasmus: »Als Studentenwerk hat man einen großen Einfluss und wenn man an den Hebeln sitzt, muss man auch ab und zu Courage zeigen«. Er erzählt, wie sich ihm und seinen MitarbeiterInnen in der Vorbereitungsphase immer mehr Fragen auftaten und es schier unmöglich schien, alle Herausforderungen, die die Einführung des neuen Systems mit sich bringen würde, im Vorhinein zu bedenken. Und so entschied man sich dazu, ins kalte Wasser zu springen. Wagners Aussage, er und sein Team seien »ungeduldig«, scheint zu dieser Vorgehensweise zu passen, trotzdem sollte man nicht vergessen, dass Mehrweg-Systeme an vielen anderen deutschen Universitäten schon vor Jahren eingeführt wurden. 

Aber besser spät als nie. Allein in den ersten Tagen der Probephase wurden zwischen Montagmorgen und Donnerstagmittag etwa 1.600 Einwegbecher eingespart. Erklärtes Ziel ist es jetzt die 1,4 Millionen Becher, die in der Uni und OTH jährlich im Müll landeten, komplett einzusparen. Doch damit das gelingt, müssen nun auch die Studierenden ihren Beitrag leisten. Nach wie vor sind selbst mitgebrachte Becher sehr erwünscht, diese müssen nämlich nicht von den Cafeten gereinigt werden. Außerdem wird wohl besonders am Anfang der ein oder andere Kaffeeliebhaber etwas länger in der Kassenschlange stehen müssen. Dass die Umstellung in die aktuelle Prüfungsphase fällt, könnte bei einigen zu Unmut führen. »Ich hoffe inständig, dass mögliche anfängliche Schwierigkeiten nicht an meinen MitarbeiterInnen ausgelassen werden«, meint Wagner dazu. 

Außerdem funktioniert das System nur, wenn die Tassen auch wirklich wieder zurückgebracht werden. Michael Wagner wünscht sich, dass die 3,50 Euro Pfand, die etwa dem Einkaufspreis entsprechen, dazu beitragen, dass die Tassen auch wirklich zurückgebracht werden. Auf die Frage, warum es nicht auch billiger gegangen wäre, weist er auf die Einmachgläser hin, in denen man seit einiger Zeit Müsli und Ähnliches kaufen kann. »Deren Pfand beträgt nur einen Euro und wir hatten teilweise große Mühe, so viele Gläser nachliefern zu lassen, wie da verschwunden sind«. 

Noch befindet sich das neue System in der Experimentierphase. Doch wenn die Studierenden das Projekt unterstützen und die Hochschulinitiativen und das Studentenwerk weiter an dessen Optimierung arbeiten, sollte es sich bald etabliert haben. 

 

Denn neue Herausforderungen warten bereits: Etwa zeitgleich mit der Einführung der Mehrwegtassen gibt es eine weitere Änderung in den Cafeten und Mensen der Uni und OTH: die Bon-Pflicht. Das neue Gesetz, das seit Januar 2020 in Kraft ist, soll Steuerbetrug verhindern. Für die Uni und die OTH bedeutet die neue Regelung große Mengen an zusätzlichem Müll, der wegen der besonderen Beschichtung des Papiers in den Restmüll entsorgt werden muss. Der Antrag auf eine Ausnahmeregelung für die Universität Regensburg, den das Studentenwerk beim Finanzamt eingereicht hat, wurde letzte Woche abgelehnt … Wen die Bonpflicht an den Universitäten stört, kann übrigens einen Brief oder eine E-Mail an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger schreiben und somit vielleicht einen weiteren kleinen Beitrag für einen nachhaltigeren Campus leisten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert