Gestatten? Hausmeister.

Gestatten? Hausmeister.

Wer kennt sie nicht? Kuriose Hausmeister, die immer eine Nummer für sich sind. Offizieller Ansprechpartner für verstopfte Leitungen, Stromausfälle und mehr. Inoffiziell? Gute Frage….

von Kati Auerswald

Es ist Sommer 2019 – September, um genau zu sein. Nach meinem Umzug gab es einige Reparaturarbeiten in der neuen Wohnung. Unter anderem sollte ein komplett neuer Fußboden gelegt und ein neuer WC-Spülkasten eingebaut werden. Der Hausmeister sollte das erledigen. »Innerhalb von drei, höchstens vier Tagen wird der Parkett-Boden verlegt. Der Hausmeister macht das,« versprach mein Vermieter. Puh, einen kompletten Fußboden neu zu verlegen – das war schon echt ein großes Ding. Wenn ich im Vorhinein auch nur gewittert hätte, dass dieses Vorhaben keine drei, vier Tage, sondern vier, fünf Wochen dauern wird, hätte ich wahrscheinlich so einiges anders gemacht oder geplant. Als mir schließlich bewusst wurde, dass meine 1-Zimmer-Wohnung für längere Zeit eine inoffizielle Baustelle sein wird, konnte ich nichts weiter tun, als mich der Situation hilflos und verärgert zugleich hinzugeben – und auf bessere Zeiten zu warten. Zwischenzeitlich war ich gezwungen, nachhause zu fahren, um nicht in meiner Baustelle von Wohnung zwischen auf geraspeltem Fußboden, staubigen Holzplatten und schmutzigen Werkzeugen zu wohnen. Da hat man nach einer dreimonatigen Wohnungssuche endlich eine wunderschöne Wohnung gefunden und möchte nichts sehnlicher, als sich endlich in seinem neuen Heim wohlzufühlen – und kann die nächsten Wochen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, sich nicht einnisten. Na toll.

Warum die größte Baustelle – der Fußboden – so lange gedauert hat? Vielleicht weil der gebürtig aus dem Polen abstammende Hausmeister auf Teilzeit arbeitete. Oder weil er als ungelernte Arbeitskraft für meinen Vermieter zu einem knausrigen Mindestlohn schuftete und zu viele Aufträge vonseiten der MieterInnen hat, die er nie schafft abzuarbeiten. Oder weil mein Vermieter zu geizig war, einen Fachmann alias Handwerker für die Verlegung meines Fußbodens zu bezahlen, der die Arbeit wirklich in drei, vier Tagen erledigt hätte. Nun denn: Wochen später hatte ich meinen nigelnagelneuen Parkett-Fußboden, konnte endlich zu IKEA fahren, und meine restlichen Möbel besorgen und es mir so richtig heimelig und gemütlich machen. Restliche Reparaturarbeiten erledigte der Hausmeister im Laufe der nächsten Monate – einschließlich des neuen Spülkastens. Wobei er dafür meine wunderschöne, dekorative Holz-Trittleiter, die ich für ganze 30€ im IKEA erworben habe, (#unbezahlteWerbung), doch tatsächlich aus meiner Wohnung entwendete, da er sie benötigte und mein Vermieter ihm anscheinend keine zur Verfügung gestellt hatte. Hmpf. Es dauerte ebenfalls einige Wochen, bis ich meine geliebte Leiter wiederhatte – aber immerhin bekam ich sie wieder!

Daraufhin hörte ich nichts mehr vom Hausmeister – womit ich aber auch zufrieden war. Immerhin gab es ja nichts mehr zu reparieren. Vor wenigen Tagen dann, traf ich abends im Treppenhaus einen Rentner. Sein Gesicht war mir bekannt – aus hausinternen Infos weiß ich, dass er im Sommer den Rasen im Hausgarten mäht und den hausinternen Müll sortiert – im Gegenzug muss er weniger Miete zahlen. Sofort quatschte er mich an mit »Hey, weißt du, wer ICH bin?« Er fiel fast nach hinten um. Seine Alkoholfahne wurde mir mit einer solchen Wucht ins Gesicht geschleudert, sodass ich ebenfalls fast umfiel. Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »ICH bin jetzt der Hausmeister!« Ich wurde noch misstrauischer, als ich es ohnehin schon war. Was war mit dem anderen Hausmeister? Auf diese Frage bekam ich keine Antwort. Ich dachte mir nur: Super. Erst ein teilzeitarbeitender Hausmeister, der nicht versteht, was man von ihm will und Deko-Trittleitern klaut, dann ein betrunkener Rentner, der aufgrund eines ebenfalls vorhandenen Migrationshintergrundes noch weniger versteht, was ich von ihm will. Nur hoffentlich keine Trittleitern klaut, wobei das wahrscheinlich meine geringste Sorge sein dürfte, wenn es wirklich je wieder der Fall sein sollte, dass ich einen Hausmeister brauche. Jetzt bleibt mir nur zu hoffen, dass meine Leitungen nicht verstopfen.

 

Nächste Woche meldet sich dann Selina mit hoffentlich weniger Reparaturarbeiten aus ihrer WG.

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