Die digitale Welt wird grüner

Die digitale Welt wird grüner

Im Juni 2019 erreichte der bekannte Youtuber MrBeast eine Abonnentenzahl von zwanzig Millionen. Wie feiert man einen solchen Meilenstein? Während andere Youtuber in der entsprechenden Anzahl von bunten Zuckersträuseln baden oder einen 24-stündigen Livestream veranstalten, brachte Social Media MrBeast auf die Idee, Bäume zu pflanzen. Und genau das tat er.

von Jan Fitz

Am 25. Oktober, vor nur acht Tagen, lud MrBeast, bürgerlich Jimmy Donaldson, ein Video hoch, in dem er sein neuestes, bisher größtes Projekt vorstellt: Das Pflanzen von zwanzig Millionen Bäumen. Doch dafür braucht er Hilfe. MrBeast rief in Kooperation mit der Arbor Day Foundation eine Spendenaktion ins Leben, in deren Rahmen ein Dollar einem neuen Baumschössling entspricht. Die Bewegung trägt den Namen »TeamTrees« – und die Idee zog eine massive Reaktion nach sich.

Die Reaktion

Nur zwei Tage später hatte das Video 20 Millionen Aufrufe erreicht und mehr als 5 Millionen Dollar waren gespendet worden. Somit war ein Viertel des Zielbetrags bereits gesammelt, obwohl die Aktion noch bis zum 1. Januar 2020 läuft.

Der Youtuber und ehemalige NASA-Mitarbeiter Mark Rober tat sich mit der Firma »droneseed« zusammen, um eine weitere Menge an Bäumen mithilfe von Dronen zu pflanzen. Er lud ebenfalls ein Video hoch, das einen Einblick in die Funktionsweise nicht nur von Bäumen, sondern auch jener Drohnen gewährt, die die Baumsamen auf die Erde hinabwerfen.

Einen Tag später veranstaltete der Youtuber Jacksepticeye einen Spenden-Livestream, durch den er schließlich mit knapp über 150.000 Dollar zu dem Projekt beitrug.
HowToBasic erstellte ein satirisches Tutorial für das Pflanzen von Bäumen. Dieses Video ist allerdings weniger zu empfehlen, wenn man wissenschaftliche Informationen sucht oder zu wenig Eier zur Verfügung hat.
SmarterEveryDay bewarb das Projekt in einem weiteren Video und PewDiePie kündigte bereits an, selbst auch ein entsprechendes Video hochladen und an dem Projekt mitwirken zu wollen.
Auch Grandayy nahm mit einem Video an der Bewegung Teil, in dem er die Probleme schildert, die unser Handeln nach sich zieht.

Die offizielle Website der Aktion, teamtrees.org, besitzt sogar ein Leaderboard: Der durch PayPal und Tesla bekannte kanadisch-US-amerikanische Unternehmer Elon Musk führt mit einer Million Bäumen. MrBeast selbst kommt auf 100.002 gepflanzte Bäume, dicht gefolgt von dem Musiker Alan Walker mit 100.001. Und sie sind nicht die einzigen SpenderInnen, die sich in diesen Zahlen bewegen. Fantastisch.

Warum ist das so bemerkenswert?

Wir werden damit Zeugen der bemerkenswerten Macht, welche die digitale Jugend hervorbringen kann. Das Ganze klingt wie ein kindischer Plan und dennoch funktioniert es. Ein Vorbild aus den Medien hat beschlossen, etwas für die Umwelt zu unternehmen und wird von einer erheblichen Anzahl Fans dabei unterstützt. Ich glaube hierin liegt eine Lektion, die manche Politiker erst noch lernen müssen: Ein bisschen Ehrlichkeit kann viel verändern. Wandel sollte nicht gebracht werden, um die eigene Beliebtheit zu steigern, sondern Beliebtheit ist das Mittel, um Wandel einzuleiten, und sollte verantwortungsvoll verwendet werden.
Bemerkenswerterweise hat sich MrBeast in seinem Video außerdem für sein umweltschädliches Verhalten in vergangenen Videos entschuldigt und darauf aufmerksam gemacht, dass der Gedanke »Jemand anderes wird’s schon richten« nicht länger funktioniert und wir selbst aktiv werden müssen. Das von einem sogenannten »Influencer« zu hören, ist ein gutes Zeichen.

Aber reicht das?

Leider ist es am Ende des Tages doch nicht so einfach. Für eine nachhaltige Verbesserung unserer Situation – ob nun bezogen auf Klima, Wirtschaft oder Politik – muss sich unser Verhalten ändern. Das bedeutet auf der individuellen Ebene einen verantwortungsvollen Fleischkonsum und Energieverbrauch, weniger Verschwendung – insbesondere von Lebensmitteln – und die Unterstützung von »grünen« Projekten. Wir müssen nicht komplett auf unseren Luxus verzichten. Das verlangt niemand, der realistisch denkt. Verantwortungsbewusstsein ist das Stichwort.
Auf nationaler Ebene beinhaltet das den Schutz der bereits vorhandenen Wälder, die gesetzliche Einschränkung von Umweltverschmutzung – durch das Verbot von unnötigen Plastikverpackungen und Massentierhaltung oder ein Tempolimit für Autobahnen – und mehr Druck auf Firmen, ihren Fokus von Effizienz zur Nachhaltigkeit zu verschieben – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Letztendlich kann niemand außer uns selbst unser Verhalten bestimmen. Das ist unsere Aufgabe und damit liegt es auch in unserer Verantwortung, unser Verhalten zu hinterfragen und vor allem bewusst zu leben. Bewusst einkaufen, bewusst konsumieren und bewusst wegwerfen. Und vielleicht ab und zu ein paar Euro zu spenden, wenn es einem nicht wehtut.

 

Links zu den Videos:

Video von MrBeast (inklusive Bildquelle): https://www.youtube.com/watch?v=HPJKxAhLw5I

Video von Mark Rober: https://www.youtube.com/watch?v=U7nJBFjKqAY

Video von SmarterEveryDay: https://www.youtube.com/watch?v=7bsuXsxX950

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