Am Dienstag im Studikino: »Aladdin« (OmU)
Beim Anblick des fliegenden Teppichs, wie er mystisch über die Dächer Agrabahs schwebt, werden nicht nur die Träume von Aladdin und seiner schönen Sultansprinzessin Jasmin wahr. Die Titelmelodie »A whole new world« weckt auch die ein oder andere Kindheitserinnerung. Schließlich wurde Aladdin als Disney-Klassiker bereits 1992 als Zeichentrickfilm veröffentlicht und feiert nun nach den Erfolgen der Realfilm-Neuauflagen von »The Jungle Book«, »Cinderella«, »Dumbo« und »The Beauty and the Beast« ebenfalls sein Comeback.
von Verena Gerbl
Das Original aus den 90er Jahren hatte bereits mit rassistischen Orientklischees zu kämpfen – das Heldenpaar von damals wirkte zu „amerikanisch“ für das morgenländische Ambiente. Guy Ritchie als Regisseur interpretiert das Disney Märchen aus 1001 Nacht nun neu und verleiht ihm mit computergenerierten Tieranimationen und opulenten Musicalszenen einen modernen Anstrich. Schluss soll nun auch mit populären Orient-Klischees sein. Aber ist ihm das auch gelungen?
Aufgrund anfänglicher Vorwürfe gegen die Produktion war lange Zeit nicht einmal sicher, ob Disney das Realfilm-Remake überhaupt in den Kinos bringen könnte. Da einige Rollen zu Drehbeginn mit weißen Schauspielern besetzt werden sollten, wurde Disney abermals Respektlosigkeit gegenüber dem kulturellen arabischen Erbe vorgeworfen. Mit dem aus Ägypten stammenden Kanadier Mena Massoud, hatte man dann doch einen »authentischen« und unverbrauchten Titelhelden für die Rolle des Aladdin finden können. Auch Naomi Scott als Prinzessin Jasmin ist in der Filmwelt noch recht unbekannt.
Dennoch wirken die Charaktere auch in der 2019er-Version noch sehr karikaturhaft überzeichnet – was der modernen Inszenierung jedoch sehr viel Witz verleiht. Vor allem Will Smith in der Rolle des Dschinnis ist sehr amüsant. Er kann mit seinem unnachahmlichen Charme und seiner an einen Hip-Hop-Star erinnernden Exzentrik punkten.
Als Musical braucht sich »Aladdin« nicht hinter dem Original zu verstecken. Die Gesangs- und Tanzeinlagen sind soundtechnisch aufgebessert und auch die Naivität des einstigen Zeichentrickfilms wurde der erwachsenen Zuschauerkultur passend modernisiert, was sich auch bei der Figurenkonstellation niederschlägt – Prinzessin Jasmin ist nicht mehr nur dekorative Nebenrolle, sondern auch treibende Kraft der Filmhandlung und wird am Ende zur vollemanzipierten Herrscherin über Agrabah.
Für alle, die den Klassiker noch nicht kennen – um was geht es?
Schon bei der ersten Begegnung in den Gassen der arabischen Stadt Agrabah verfallen der gutherzige Straßendieb Aladdin und Jasmin, die einzige Tochter des Sultans, einander. Als der Sultan für sie einen standesgemäßen Gemahl sucht, um die Herrschaftsfolge zu sichern, nehmen Intrigen ihren Lauf. Wesir Jafar möchte die Macht an sich reißen und nutzt Aladdins Not, indem er ihm die finanziellen Mittel bietet, um für Jasmin interessanter zu wirken. Dazu muss er aus einer Schatzhöhle eine magische Lampe stehlen. In der wohnt ein allmächtiger Dschinni, der von Aladdin durch Zufall befreit wird und ihm somit drei Wünsche erfüllen muss. Was läge für einen mittellosen Dieb näher, als sich in einen reichen Prinzen verwandeln zu lassen?
Wer »Die Schöne und das Biest«, »Das Dschungelbuch« oder »Dumbo« als Kind in ihren Realverfilmungen gesehen hat, weiß, wie schwierig es trotz vollendeter Trick- und Computeranimationstechnik sein kann, Seele und Zauber der Zeichentrickfilme auf moderne Weise zu reproduzieren. Dennoch ist es sehr schön, alte Kindheitserinnerungen wieder zu erwecken und sich in die fantastische Disney-Märchenwelt zu träumen – was bei Guy Ritchies Neuauflage des bekannten Klassikers auf jeden Fall gelingt!
Nehmt eure Freunde und macht euch selbst ein Bild. Schaut am kommenden Dienstag, den 29. Oktober, im Raum H16 vorbei, für erschwingliche 1,50 € lohnt es sich allemal!
Bildquelle: http://studikino.de/?tribe_events=aladdin-omu