Zu Besuch in der Nachbarküche
Dass der ein oder andere Bewohner eines Studentenwohnheims sich einmal Stühle aus dem benachbarten Flur ausborgt oder die Mikrowelle einer besser ausgestatteten Küche verwendet, ist uns ja bereits bekannt. Aber diesmal möchte ich Euch von einer Geschichte aus meinem Wohnheim erzählen, die das Konzept »flexibles Wohnen« auf ein neues Level bringt.
von Lotte Nachtmann
Wie so häufig hatten meine Freunde und ich, von denen auch noch drei weitere im selben
Wohnheim im Regensburger Westen leben, geplant, einen Spieleabend in unserer Küche zu veranstalten. Meine beste Freundin und ich wohnen nun schon seit zwei Semestern auf demselben Flur mit zehn Zimmern. Von Anfang an hatten wir uns gefragt, warum unser Flur im Gegensatz zum um einige Parteien kleineren Nachbarflur eine nur halb so große Küche hatte. Nebenan gibt es vier Kühlschränke, zwei Herde und Backöfen sowie reichlich Sitzmöglichkeiten für gerade einmal acht Zimmer, während wir uns zu zehnt mit einem Herd, einem Ofen und vor allem NUR EINEM Kühlschrank begnügen müssen. Wobei man dazu sagen muss, dass ein Teil der Kühlschränke der Nachbarküche eher lebendigen Biotopen ähnelt und daher nicht als benutzbar kategorisiert werden darf. Irgendwann stellte sich dann einmal heraus, dass an unserer Küche gar nicht alle Zimmernummern unseres Flures standen, unter anderem auch nicht meine. Diese war hingegen an der Küche des Nachbarflures zu finden. Diese bauliche Absurdität hat sich uns bis heute noch nicht erschlossen, genauso wenig wie ich es eingesehen habe, zum Kochen in einen anderen Flur umzuziehen.
Der Fact, dass ich aber theoretisch ein Anrecht auf die Benutzung der benachbarten Küche habe, sollte uns allerdings für unseren geplanten Spieleabend von großem Nutzen sein. Zuvor hatten wir schon häufiger Partys in unserer eigenen Küche gefeiert, wobei das ständige Stühle-Umrücken und Platzmachen für neue Gäste meist fast die Musik übertönte. Alles in allem war das immer eine ziemlich sardinenbüchsige Angelegenheit und für Veranstaltungen größeren Umfangs schlicht nicht mehr händelbar. So beschloss meine beste Freundin und Mitbewohnerin, für den anvisierten Spieleabend schlichtweg, dass wir in die Küche des Nachbarflures umziehen, die ja formell auch die meinige ist. Glücklicherweise waren die meisten Bewohner dieses Flures ohnehin nicht anzutreffen und die, die dort waren, schien es auch in keinster Weise zu stören, dass plötzlich zehn wildfremde Leute in ihrer Küche saßen. Und letztlich war dieser einer der entspanntesten und bewegungsfreisten Abende, die wir je im Wohnheim verbracht haben. Warum wir allerdings nicht früher auf die Idee gekommen sind, einfach mal eine Küche weiter zu ziehen und meinen Anspruch auf Mitbenutzung geltend zu machen, bleibt unser Geheimnis.
Zu guter Letzt möchte ich noch eine kleine Ankündigung loswerden. Diese Geschichte wird die letzte aus meinem jetzigen Wohnheim meinerseits sein, auch wenn Fabian Euch wie nächste Woche weiterhin mit hanebüchenen Stories aus dem Wohnheimsalltag den Donnerstagabend versüßen wird. Ich allerdings werde ab Oktober aus meiner neuen WG im Ostenviertel mit einer meiner besten Freundinnen berichten.