Der Beinahe-Kurzschluss für Fortgeschrittene
Zu den Dingen, die prinzipiell und grundsätzlich zu unpassenden Zeiten auftreten, zählt mit Sicherheit auch schmorende Elektronik. Klar, bei einem defekten Toaster könnte man problemlos den Stecker ziehen und die Gefahr ist gebannt. Aber so einfach sollte es mit unserem Lichtschalter nicht sein.
von Selina Roos
Schon seit Längerem war auf den Lichtschalter kein Verlass mehr. Mal ging das Licht an, mal aus, und zwar unabhängig davon, ob man ihn nun betätigt hat oder nicht. Manchmal blieb das Licht auch aus, wenn man es gerade bräuchte. Das war zwar schon etwas unheimlich, aber richtige Sorgen hatten meine Mitbewohnerin und ich uns nicht gemacht. Alles was wir wussten, war, dass es nicht an der Glühbirne lag, da der (vermutete) Wackelkonkakt im Schalter bei langem Drücken überlistet werden konnte.
Damit konnten wir eine Weile ganz gut leben (auch wenn es echt nervig war) und ließen den Schalter deshalb auch lange nicht reparieren. Schließlich beschlossen wir aber doch, dass der Spaß ein Ende haben musste und wollten unseren handwerklich begabten Vermieter um Hilfe bitten. Nur blöd, dass der natürlich zu dem Zeitpunkt gerade im Urlaub war. Also hieß es, noch ein bisschen abzuwarten.
Selbstverständlich musste es genau in diesem Zeitraum aber passieren: Der Schalter fing eines Abends unvermittelt an, verbrannt zu riechen und beängstigend zu knistern. Die Sicherung muss raus, dachten wir uns, bevor da irgendwas durchbrennt. Das erste Mal seit unserem Einzug vor wenigen Monaten näherten wir uns also dem Sicherungskasten. Uns erschien es am sichersten, einfach den Strom in dem Zimmer abzustellen, da wir keinen Kurzschluss mitten in der Nacht riskieren wollten. Beim Durchprobieren der wenigen Schalter – die natürlich unbeschriftet waren – mussten wir aber feststellen, dass unsere Wohnung noch nach einer ziemlich veralteten Methode verkabelt ist: Entweder alles oder nichts. Alle Zimmer gehen über eine einzige Sicherung. Ergebnis unseres Geistesblitzes war also eine komplett stromlose Wohnung. Na super.
Immerhin war dann aber Ruhe und wir konnten nach dieser Aufregung entspannt eine Nacht darüber schlafen. Der am nächsten Tag bestellte Elektriker bestätigte uns dann, dass wir alles richtig gemacht und einen Kurzschluss verhindert haben. Puh. Dafür haben sich die gut 20 Stunden im Dunkeln dann doch gelohnt.