Am Dienstag im Studikino | Die Schöne und das Biest
Frankreich im 19. Jahrhundert: ein verwunschener Prinz und eine schöne Fremde, die sich finden müssen, um einen Bann zu brechen.
von Regina Polster
In diesem Jahr wagte sich Disney an eine Neuverfilmung des Märchenklassikers »Die Schöne und das Biest«, diesmal mit echten Darstellern. Emma Watson schlüpft in der etwa zweistündigen Produktion in die Rolle der Belle – der Schönen. Disney verleiht ihrer Figur einen feministischen Hauch: Statt sich dem Dorfleben anzupassen, erhofft sie sich mehr vom Leben. Passend dazu verschlingt sie jedes Buch, dass sie in der kleinen Dorfbücherei ergattern kann. Das finden ihre Mitbürger ziemlich seltsam. Schließlich ist sie eine von ihnen, für ein einfaches Leben bestimmt. Noch dazu ein Mädchen! Somit nimmt sie eine Außenseiterrolle ein.
Ähnlich geht es da dem Biest, dargestellt von Dan Stevens, wenngleich noch etwas extremer. Weil er eingebildet, oberflächlich und überheblich war, muss er nun seine Tage als hässliche Gestalt fristen, die vom Rest der Welt gemieden wird. Mit Ausnahme seiner Schlossbewohner, die allesamt zu Einrichtungsgegenständen wurden – siehe sprechende Uhr und Kronleuchter. Noch kann der Fluch jedoch aufgehoben werden: Das Biest muss eine Frau finden, die es liebt – und die es vor allem zurückliebt. Und so beginnt das Abenteuer. Musicalartige Gesangseinlagen dürfen nicht fehlen. Schön ist, dass sich Disney mit diesen selbst nicht so ernst nimmt. Das macht sie auch erträglich für die, die derlei Szenen am liebsten überspringen.
Ein Fortschritt: Im Film wird kurz angeschnitten, warum das Biest zu einem solchen wurde, wie ihn Umwelteinflüsse zu einem schlechten Menschen machten. Das nimmt etwas vom Gut-Böse-Denken der Märchen und gibt Realität. Dass die weibliche Protagonistin unserer Zeit entsprechend etwas gewandelt wurde, zieht sich durch den gesamten Film. Anders als in früheren Versionen, in denen die Schöne stets vom starken Biest gerettet wurde, zeigt Belle hier viel Mut und Eigeninitiative. Intelligenz, Scharfsinn und trotzdem ein großes Herz – ein gutes Vorbild für Kinder von heute.
Allgemein könnte die Moral des französischen Märchens kaum aktueller sein: In Zeiten von Bodyshaming in sozialen Netzwerken kann man die Wichtigkeit innerer Werte gar nicht genug betonen. Somit auch für den nicht mehr so kindlichen Studenten in uns ein sehenswerter Film.
Das Studikino zeigt »Die Schöne und das Biest« am Dienstag, 19.12.2017, ab 20 Uhr im Hörsaal H16 (Wirtschaftsgebäude).
Grafik: Anna Jopp