Comic-Helden erobern den Campus
Was durch Zufall entstand, ist im H2 zur Tradition geworden: Zum Auftakt jedes Semesters zeigt das Studikino nun schon seit fast drei Jahren einen aktuellen Marvel Film. Kaum verwunderlich, schließlich hat das Superhelden- Genre in letzter Zeit einen enormen Aufschwung erlebt. Thomas Federl und Martin Meyer, beide schon seit mehreren Jahren im Studikino-Team mit dabei, haben sich Gedanken über die Helden und den Erfolg der Comicverfilmungen gemacht.
Martin und Tom, gleich zu Beginn eine Entscheidungsfrage: DC oder Marvel?
Tom: Da muss man ja Marvel sagen, weil die Filme zurzeit so toll sind.
Martin: Also die Dark-Knight-Reihe ist ziemlich gut, aber ansonsten ist Marvel da deutlich vorne. Auch der neue Batman leitet ja ein Universum ein, das Marvel so schon aufgebaut hat. Der war einfach viel zu vollgepackt, die wollten alle Helden kurz mit dabei haben. Im Endeffekt hat das aber eher verwirrt und passte in den Film selber nicht wirklich rein. Ich weiß nicht, ob sie den anderen nacheifern wollten, aber es hat auf jeden Fall nicht so gut geklappt.
Wer ist für euch eigentlich ein Held?
Martin: Jemand, der etwas Besonderes oder Ungewöhnliches macht, mutig ist und sich für andere einsetzt. Dabei muss er aber nicht unbedingt eine besondere, tolle Superkraft besitzen. Ich finde Superman zum Beispiel ziemlich langweilig, weil der einfach zu viel kann.
Seit dem Wintersemester 13/14 spielt ihr zu Beginn jedes Semesters einen aktuellen Marvel Film. Begonnen hat alles mit Iron Man 3, seither flimmerten unter anderem die Avengers, Guardians of the Galaxy und Antman über die Leinwand. Kommen bei diesen Filmen mehr Besucher als sonst?
Tom: Das kann man so nicht pauschalisieren. Es kommt auch immer auf den Film und dessen Bekanntheit an.
Martin: Und auch auf die Semesterzeit. Während der Prüfungszeit kommen natürlich weniger Besucher und auch am ersten Termin weiß ich nicht, ob da schon alle gemerkt haben, dass es wieder losgeht. Ich glaube, wenn man die erfolgreichsten Filme nimmt, sind das nicht unbedingt Superheldenfilme. Fack ju Göhte war zum Beispiel ziemlich erfolgreich.
Im neuen Captain America wird auch die Spur der Zerstörung thematisiert, welche die Superhelden bei ihren Kämpfen zurücklassen. Ist diese kritische Auseinandersetzung mit dem Superheldendasein längst überfällig?
Tom: Es betrifft die reale Welt ja überhaupt nicht, also muss man es eigentlich nicht thematisieren. Ich fand es im neuen Film schon gut, dass mal witzig dargestellt wurde, wie es wäre, wenn es Superhelden wirklich gäbe. Dann würde die UN dies und jenes machen. Aber eigentlich schaust du ja deswegen keinen Superheldenfilm an. Und wenn du dann überlegst: »Oh ein Monster greift an – halt wir müssen erst nochmal abstimmen, ob die das wirklich bekämpfen dürfen, nicht dass nebenbei zu viel zu Bruch geht…« – also eigentlich ist das ja Käse.
Martin: Das wurde jetzt auch nicht erst in dem Film thematisiert. Das ist sogar ein ziemlich häufiges Thema in Superheldenfilmen: Wie mächtig dürfen die Superhelden sein?
Tom: Bei Batman ist es ja beispielsweise auch oft Thema, dass er das Gesetz in die eigene Hand nimmt. Das ist ja wiederum interessanter, dass man sich fragt: Darf der Held das jetzt wirklich, weil er für das Gute kämpft oder weil er meint, fürs Gute zu kämpfen?
Die Mehrheit der Superhelden in Civil War ist schon aus anderen Filmen bekannt. Auch die Handlungen der einzelnen Reihen bauen aufeinander auf und verweben sich teils sogar miteinander. Was macht den Reiz dieses Seriencharakters aus?
Martin: Gerade bei Civil War hat man gemerkt: Wenn man die vorherigen Filme nicht kennt, ist es, glaube ich, schon recht schwierig, alles zu verstehen. Wenn man eine Serie aufbaut, kann man die Charaktere über einen viel längeren Zeitraum hin entwickeln. So muss man sie nicht am Anfang jedes Films neu vorstellen. Gleichzeitig wird das, denke ich, auch kommerziell vorteilhaft sein. Denn wenn sich erst mal etwas etabliert hat und danach unter dem gleichen Namen noch etwas erscheint, verkauft sich das automatisch.
Interview: Jessica Stiegelmayer