Am Dienstag im Studikino: Leben suchen, Leben finden
Verlust, Trauer, Schmerz und Verzweiflung – Der Independent-Film »Cake« stellt nicht eben das in den Vordergrund, womit Jennifer Aniston im Kino in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht hat. Und doch zeigt sie in diesem Drama, dass ihr neben dem Auftritt in leichten Komödien wie zuletzt »Wir sind die Millers« auch ernste Rollen durchaus gut zu Gesicht stehen.
Von Maximilian Stoib
Claire (gespielt von Jennifer Aniston) leidet nach einem Autounfall an chronischen Schmerzen, starke Medikamente sind das Einzige, was ihr zumindest zeitweise Linderung verschaffen kann. Das körperliche und mehr noch, wie im Film Stück für Stück immer klarer wird, das psychische Leid haben sie zu einer einsamen, zynischen und verbitterten Frau werden lassen, die getrennt von ihrem Ehemann alleine in Los Angeles lebt. Krankengymnastik und eine Selbsthilfegruppe nimmt sie nur widerwillig in Anspruch, obwohl sie in letzterer Nina (gespielt von Anna Kendrick) kennen und wohl auch schätzen gelernt hat. Das wird dem Zuschauer jedoch nur indirekt vor Augen geführt, denn Nina hat sich das Leben genommen.
Claire gibt nach Ninas Tod die Selbsthilfegruppe auf, in Albträumen und im Medikamentenwahn stellt sie sich der jungen Mutter und dem Gedanken an Suizid, für den ihr in letzter Konsequenz doch immer wieder der Wille fehlt.
Denn eigentlich will Claire das gar nicht, den Tod, den einfachen Weg. Den, den Nina für sich gewählt hat. Vielmehr ist sie auf der Suche nach einem anderen, wirklichen Ausweg aus ihrer Verzweiflung: Sie will wieder richtig leben, ohne Schmerz und Verzweiflung, dafür mit Nähe, Wärme und Geborgenheit. Das alles sucht sie im Kontakt zu Ninas Mann Roy (gespielt von Sam Worthington), findet es aber nicht nur in ihm, sondern vielmehr noch in ihrer mexikanischen Haushälterin Silvana (gespielt von Adriana Barazza) und in einem Schokoladenkuchen, gebacken von einer kleinkriminellen Teenagerin aus der Provinz.
»Cake« ist ein ruhiger Film, der stellenweise ein ganz kleinwenig Humor durch das trübe, von melancholischen Farben gezeichnete Bild der Verzweiflung seiner Hauptfigur blitzen lässt. Er nimmt sich Zeit bei der Erzählung von Claires Geschichte, deckt sie Stück für Stück auf und macht ihren Schmerz für den Zuschauer sehr greifbar. Vor allem aber ist »Cake« ein Film, der seiner Hauptdarstellerin sehr viel Raum lässt. Zu viel, werden Aniston-Kritiker vielleicht sagen. Zu Recht, alle anderen.
»Cake« läuft am Dienstag, 8. Dezember 2015, ab 20 Uhr im Hörsaal H2.
Grafik: Anna Jopp