Am Dienstag im Studikino: Dino-Kino die Vierte
Neben »Star Wars Episode VII« und »James Bond: Spectre«, war »Jurassic World« wohl einer der am sehnlichsten erwarteten Blockbuster des Jahres 2015. Schließlich sollte damit die überaus erfolgreiche Jurassic Park-Trilogie, deren erster Teil mittlerweile immerhin 22 Jahre auf dem Buckel hat, einen fulminanten Neustart hinlegen. Doch was taugt der Reboot?
Von Maximilian Stoib
Als hätte es große Teile der ursprünglichen Handlung der ersten drei Jurassic Park-Filme nicht gegeben, spielt »Jurassic World« etwa 20 Jahre nachdem der erste Dino-Park seine Pforten auf der Isla Nublar geöffnet hat. Er bietet dabei eigentlich alles, was das sensationslüsterne Besucherherz begehrt: Dinosaurier in unterschiedlichsten Formen, Farben und Größen, Fahrgeschäfte und selbstverständlich spektakuläre Fütterungen der blutrünstigen Giganten. Doch weil das der Parkleitung natürlich nicht reicht und immer noch mehr Zuschauer in die Jurassic World gelockt werden sollen, hat man sich etwas einfallen lassen: Neben dem, was hunderte Millionen Jahre Evolution an urzeitlichem Getier hervorgebracht haben, werden unter der Leitung von Park-Chefin Claire (Bryce Dallas Howard) genmanipulierte Supersaurier herangezüchtet. Jüngstes Ergebnis dieser zweifelhaften Experimente: Der Indominus Rex als Kreuzung zwischen Tyrannosaurus, Velociraptor, Tintenfisch und Baumfrosch. – Nun ja.
Während die ehrgeizige Karrierefrau Claire nur die zusätzlichen Einnahmen im Blick hat, die solch eine Attraktion hoffentlich generieren wird, hält Dinosaurier-Trainer Owen (Chris Pratt) nichts vom Herumspielen an der Natur und weigert sich überdies dagegen, dass seine Schützlinge für militärische Zwecke missbraucht werden sollen.
Es kommt natürlich wie es kommen muss: Der Mensch verliert die Oberhand über die von ihm geschaffene Kreatur, der Indominus Rex bricht aus. Als nun Claires Neffen, die den Park ihrer Tante besuchen, in dem Getümmel verloren gehen, das die Riesenechse verursacht, bleibt ihr nichts anderes übrig als Owen um Hilfe zu bitten. Damit macht sich das Duo aus Zicke und coolem Dino-Flüsterer auf die beiden zu finden, während nebenbei der wildgeworden Riesenechse das Handwerk gelegt werden soll.
Freilich macht es Spaß diesem Treiben auf der Leinwand zuzusehen: Erstklassige Effekte und imposante Szenerien gepaart mit schneller, harter Action. Und doch fehlt dem Ganzen etwas: Die Charaktere bleiben stereotyp, die Story gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis und die dem Film zugrundeliegende Moral über die Würde des Geschöpfes wirkt eher gekünstelt und aufgesetzt. Ist »Jurassic World« deshalb ein schlechter Film? Keinesfalls. Wer eine tiefgründige und wendungsreiche Story oder vielschichtige Charaktere erwartet, ist hier sicherlich falsch. Das kann »Jurassic World« nicht bieten, will es aber wahrscheinlich auch nicht. Vielmehr weiß der Streifen mit seinen optischen Reizen sowie geballter Action zu überzeugen und zieht den Zuschauer damit in seinen Bann.
Dem Regisseur Colin Treverrow ist mit diesem Film bildgewaltiges, temporeiches und über die gesamte Länge gut unterhaltendes Popcorn-Kino in feinstem Hollywood-Manier gelungen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Jurasssic World läuft am Dienstag, 10.11. im Hörsaal H2.