"Mal gucken, wo die Reise hingeht"
Trotz des neuen Sängers Sven Lauer und dem engen Terminplan während ihrer Festival-Tour haben sich Jupiter Jones Zeit für ein Interview genommen. Wie es nach dem Besetzungswechsel weitergeht und was sie vom P:O:A erwartet haben.
Ihr hattet vorgestern euer erstes gemeinsames Konzert mit neuem Sänger. Wie war das Gefühl in der Band? War es etwas komplett anderes?
Sascha: Also das war, was war das für ein Gefühl? Ein ganz anderes Gefühl? Natürlich war es anders, weil Nicholas (Alter Sänger der Band, Anm. d. Redaktion) auf der Bühne ein ganz anderer Typ ist als Sven. Sven strahlt irgendwie für mich eine viel größere Lockerheit aus und man merkt generell so ein bisschen mehr Spaß an der Sache und das überträgt sich auch auf andere. Deshalb hat das gestern auch so gut funktioniert mit dem Publikum, dass auch alle spätestens nach dem zweiten Song mitgefeiert haben.
Was erwartet ihr vom Pfingst Open Air? Was erwartet ihr vom Publikum? Dass es mit Sven wie früher ist, oder dass sich das Publikum erst darauf einstellen muss?
Sascha: Also ich glaube, das wird jetzt bei jedem Auftritt ein kleines bisschen. Ich erwarte ehrlich gesagt, dass es sogar noch besser wird also vorher. Ich glaube, dass wir als Band jetzt das Potential haben, dass es vielleicht noch einen Tick cooler wird auf der Bühne. Klar ist, dass es heute Abend vielleicht auch noch ein bisschen Skepsis geben wird beim ersten Lied, aber ich glaube auch, dass ab dem zweiten Lied das Ganze viel lockerer wird.
Sven: Der Unterschied heute ist ja auch, dass es vor zwei Tagen ein reines Jupiter Jones Konzert war und das hier ist eine Festival-Situation, das heißt, es sind auch Leute da, die nicht nur wegen Jupiter Jones hier sind, die die Band vielleicht auch noch nie live gesehen haben und insofern wird das heute sicher auch wieder sehr spannend werden und wie Sascha schon gesagt hat: Wir freuen uns drauf!
Diesen Sommer habt ihr ja mehr oder weniger eine reine Festival-Tour. Gibt es einen besonderen Grund dafür? Die eigentliche Tour wurde ja abgesagt.
Sascha: Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Man spielt im Sommer keine Club Tour und dieser Festival-Sommer war schon lange gebucht, auch mit Nicholas, und das wollten wir nicht absagen. Deswegen haben wir alles daran gesetzt, dass wir diesen Sommer genau so spielen können, wie es geplant war. Und wenn der Festival- Sommer vorbei ist, überlegen wir uns, ob wir vielleicht noch auf Club-Tour gehen, aber das wird demnächst sicher noch passieren.
Jupiter Jones ist ja bekannt dafür, auf deutsch zu singen, liegt euch das besonders am Herzen? Oder wie kam es zur Entscheidung. auf Deutsch zu texten?
Sascha: Das war eigentlich eine relativ einfache Entscheidung. Ich bin ein Kind des Ende 80er Deutsch Punk, ich mag also schon seit meiner Jugend deutsche Punk-Musik. Ich bin damit quasi musikalisch sozialisiert worden und mich berührt Musik in meiner Muttersprache am meisten, es erzeugt einfach am meisten Emotion bei mir. Wenn du mir einen englischen Text vorsingst, kann ich mir das mal anhören, aber das erzeugt keine Emotion bei mir. Wenn jemand auf deutsch singt und ich den Text verstehe und nachfühlen kann, dann finde ich das einfach geiler. Deswegen war es am Anfang gar keine Frage, ob wir deutsch oder englisch singen wollen. Und ich behaupte auch mal, dass viele Leute, die im Radio die englischen Songs hören, nicht einmal wissen, worüber da gesungen wird und das find ich furchtbar schade. Ich finde es auch sehr wichtig, wirklich zu verstehen, was der Inhalt der Lieder ist.
Sind die Texte dann teilweise auch wirklich autobiographisch?
Sascha: Also die Texte waren ja damals rein Nicholas‘ Baustelle und es war so, dass er nicht ausschließlich autobiographisch gesungen hat, sondern er hat einfach viele Dinge im Leben aufgeschnappt und diese Geschichten dann verarbeitet. Es war nicht immer so, dass die Lieder von seinem Leben handelten.
Wie wird das dann ab jetzt mit dem texten sein, wird sich die Band zusammen setzten und gemeinsam Songs schreiben? Oder wird Sven eher texten?
Sven: Ich habe die letzten zwölf Jahre auch Musik gemacht und habe natürlich eine andere Art zu texten, aber das werden wir alles gemeinsam machen. Es wird mehrere Stufen geben, jeder darf seinen Senf dazu geben und dann werden wir erst mal gucken, wo die Reise hingeht.
Es war ja am Anfang so, dass man in Interviews von euch lesen kann, dass Sven das Angebot, der neue Sänger von Jupiter Jones zu werden, erst abgelehnt hat. Wie kam es dann zu dem Sinneswandel?
Sven: Ich habe nicht aus Desinteresse abgelehnt, sondern aus Respekt vor der enorm großen Aufgabe. Sascha und ich kennen uns, seit wir drei Jahre alt sind und sind zusammen in den Kindergarten gegangen. Ich habe im Prinzip von Anfang an die Entstehungsgeschichte mitbekommen. Sascha hat mir immer vor Veröffentlichungen die Sachen vorgespielt und wollte meine Meinung wissen. Von daher habe ich die Band mit begleiten dürfen und dann plötzlich gefragt zu werden, ob ich mir vorstellen kann, Sänger dieser Band zu werden, ist einfach so ein großes Ding. Da war ich so überrascht und überwältigt, dass ich erst mal „Nein“ gesagt hab. Das hat dann ein paar Tage gedauert und ich hab mit meiner Familie darüber gesprochen. Sie meinten dann, ich soll doch erst mal eine Probe mit ihnen machen, um zu sehen, wir das so ist und wie sich das anfühlt. Diese Probe haben wir dann gemacht und die war erstaunlich gut. Es hat sich relativ schnell gut und richtig angefühlt und deswegen haben wir dann weiter gemacht!
Gibt es denn jetzt schon Pläne für ein neues, gemeinsames Album? Oder wird vielleicht sogar schon daran gearbeitet?
Sven: Klar! Wir haben schon einen gemeinsamen Song geschrieben und da werden wir jetzt nach dem Sommer oder vielleicht auch schon während des Sommers weiter tätig sein und weiter gemeinsam Songs schreiben.