Einmal Rot-Schwarz, bitte!

Einmal Rot-Schwarz, bitte!

Großes Stühlerücken: Im SprecherInnenrat haben sich die Mehrheitsverhältnisse geändert. Die Bunte Liste, im letzten Jahr noch mit fünf Studierenden im SprecherInnenrat vertreten, stellt im neuen AStA keinen einzigen Vertreter mehr. Sven Hübschen von den Jusos und Alexander Eiber vom RCDS wurden am Donnerstag bei der konstituierenden Sitzung zu den neuen Sprechern gewählt.

Bis zur Wahl des Vorsitzenden leitete Rektor Udo Hebel die Konventssitzung. / Foto: Brunner
Bis zur Wahl des Vorsitzenden leitete Rektor Udo Hebel (Sakko über dem Stuhl) die Konventssitzung. / Foto: Brunner

Seit den Hochschulwahlen waberten die Gerüchte in den hochschulpolitischen Kreisen: Die Listenvertreter der Jusos und des RCDS hatten sich auf eine rot-schwarze Koalition geeinigt. Dementsprechend selbstbewusst nahmen sie am Donnerstag im Großen Sitzungssaal Platz. Schon bei der Wahl des Konventsvorsitzenden konnte die Bunte Liste ihre Kandidatin Barbara Bachl nicht durchsetzen. Sebastian Kropp von den Jusos gewann die Wahl und übernahm die einführende Leitung von Rektor Udo Hebel.

Kropps erste Amtshandlung sollte darin bestehen, eine wahre Marathonsitzung von fast sieben Stunden zu leiten – die Satzung des Konvents, die Sitzungen normalerweise auf vier Stunden begrenzt, galt ausnahmsweise nicht. Nicht nur einmal musste er dabei sein ganzes Stimmvolumen einsetzen, um die bis zu 70 Anwesenden im Zaum zu halten.

Die Rollenverteilung der letzten Semester hat sich umgekehrt: Mit ihren teils kleinlichen Fragen an die Kandidaten, die von den Jusos und RCDS vorgeschlagen wurden, schlüpfte die Bunte Liste schon vor den Wahlen der SprecherInnenratsvertreter in ihre neue Rolle als Opposition im Konvent.

Daniel Gaittet, einer der führenden Köpfe der Bunten Liste, stellte bei seiner Kandidatur zum zweiten Sprecher klar: »An einem AStA, an dem auch der RCDS beteiligt ist, werde ich mich – und wird sich die gesamte Bunte Liste – nicht beteiligen.« Gaittet war von seiner Kandidatur zum ersten Sprecher zurückgetreten. Von Seiten des RCDS und der Jusos schlug dem Vertreter der Bunten Liste unverhohlene Antipathie entgegen. Gaittet verlor die Wahl mit 10:15 Stimmen im politischen Teil des Konvents gegen Eiber (RCDS).

Vom bisherigen SprecherInnenrat wurde nur Franziska Hilbrandt wieder in das Gremium gewählt. Entgegen den Erwartungen bekam sie im zweiten Wahlgang mehr Stimmen als ihr Konkurrent von der Fachschaftsinitiative Lehramt. Allerdings ist ihre Wahl aufgrund eines Formfehlers bei der Auszählung nur vorläufig.

Abgestimmt wurde auch über die Organisationsstruktur des SprecherInnenrats. Die zwei größten Veränderungen: Statt zwei Referate für Hochschulpolitik wird es in Zukunft nur noch eines geben. Ein Referat soll sich zudem explizit für die Interessen von studentischen Hilfskräften einsetzen.

Auffällig bei der Sitzung waren die tiefen politischen Gräben entlang der Listenlinien. Diskussionen bestanden aus gegenseitigen Vorwürfen, die sich teils im Privatleben der Konventsvertreter verirrten. Bei den Redebeiträgen war der Applaus aus einer jeweiligen Ecke vorprogrammiert – und höhnisches Spotten aus der anderen. Dabei gingen die Programmvorstellungen der SprecherInnenratskandidaten im Sog der listenpolitischen Grabenkämpfe unter: Wäre ein Bewerber aufgestanden, um ein dadaistisches Gedicht vorzutragen – hätte es an seiner Stimmenanzahl etwas geändert?

Die gewählten Vertreter

  • Erster Sprecher: Sven Hübschen (Jusos)
  • Zweiter Sprecher: Alexander Eiber (RCDS)
  • Referat für Organisation, Finanzen und Recht: Ray Dinauer (USV)
  • Referat für Soziales und Gleichstellung: Tobias Hartl (Jusos)
  • Referat für Kultur und Internationales: Stephan Klingl (Jusos)
  • Referat für Hochschulpolitik: Cornelius Merz (Fachschaft Geschichte)
  • Referat für Ökologie: Isabella Hastreiter (Fachschaft SLK)
  • Vorläufig – Referat für Lehramt: Franziska Hilbrandt
  • Referat für SHKs: Heinrich Kielhorn (Jusos)
  • Konventsvorsitzender: Sebastian Kropp (Jusos)
  • Stellvertretender Konventsvorsitzender und Fachschaftsvorsitzender: Ludwig Seeburger (Fachschaft Geschichte)

10 thoughts on “Einmal Rot-Schwarz, bitte!

  1. Zwei inhaltliche Korrekturen:
    1. Ray Dinauer ist nicht Mitglied der RCDS Hochschulgruppe, sondern der USV (unabhängige Studentenvereinigung -> Trägerverein der FS Jura).

    2. Fran­ziska Hil­brandt und ihr Konkurrent hatten im 2ten Wahlgang gleichviele Stimmen. Durch ein falsches Vorlesen/ Eintragen der Zahlen ist das Missverständnis entstanden.

    LG

  2. „Wäre ein Be­wer­ber auf­ge­stan­den, um ein da­da­is­ti­sches Ge­dicht vor­zu­tra­gen – hätte es an sei­ner Stim­men­an­zahl et­was geändert?“ – Nein. Das liegt aber weniger an den Abläufen in der Sitzung, als an der Tatsache, dass die Vergabe der Ämter in einem kleinen Kreis von Jusos, RCDS und Bieraten im Vorfeld abgesprochen wurde. Erfahrung, Inhalte, geplante Projekte oder politische Positionen spielten dabei offensichtlich keine Rolle. Von Fachschaftsseite hieß es übrigens, dass einige Fachschaftsvertreter*innen in der Sitzung über SMS darüber informiert wurden, wie sie abzustimmen haben. Die Fachschaften legen sonst großen Wert auf ihre politische Unabhängigkeit; schade, dass sie sich jetzt vom konservativen Lager vor den Karren spannen lassen. Ich freue mich auf ein spannendes Jahr.

  3. Ziel der Jusos war ein „All-Listen-AStA“, um endlich die scheinbar ewig andauernden Grabenkämpfe zu beenden. Der Bunten Liste wurde von Juso-Seite angeboten, am Gemeinschaftsprojekt „All-Listen-AStA“ mitzuwirken. Wenn die Bunte Liste dies ablehnt, ist sie selbst schuld. Die Tür stand ihnen offen. Wir werden sehen, wie es weitergeht…

  4. @ Basti:

    1. Der Fehler ist verbessert. Danke für den Hinweis.

    2 .Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war das das Ergebnis. Deswegen auch das „Vorläufig“.

  5. Lieber Daniel,
    Die LAF/Jusos haben sich um Kooperation mit der Bunten Liste bemüht. Mit wem habt ihr euch denn zu Koalitionsverhandlungen im Kneitinger getroffen?

    Die Wahrung der Harmonie war stets unser Ziel – nur die Bedingungen, welche ihr an uns gestellt habt, waren für uns nicht hinnehmbar.

    Folglich braucht ihr jetzt nicht rum-motzen, dass vorher ein Ticket ausgehandelt wurde. Daran seid Ihr nämlich selbst schuld.

    Ps: ich hoffe, du hast dich mittlerweile im griff. Deine aggressiven Äußerungen nach der Konventssitzung waren ja ein einziges Armutszeugnis.

  6. Die ohne Zweifel sehr medienwirksame Überschrift soll bitte nicht das eigentlich bemerkenswerte dieser Wahl überdecken.
    Erstmals gelang es, in einem Sprecher- und Sprecherinnenrat Hochschulgruppen genau wie Fachschaften aller universitären und politischen Richtungen zu vereinen, genauso auch die Positionen der Bunten Liste.

    Die genannten „Diskussionen“ bestanden leider eher aus stundenlangen Monologen der traurigen Relikte wenig konstruktiver Tage der Hochschulpolitik in ihrem Kampf gegen die eigene Bedeutungslosigkeit.
    Bezeichnend hierbei die Aussage des „Wortführers“ der Bunten Liste an seine eigenen Leute: „Ihr seid nicht die Bunte Liste“, wohl frei nach dem Motto „l’etat c’est moi“ mit ähnlichem Weltverständnis wie dessen Urheber.

    Wären die Vorträge doch nur dadaistische Gedichte gewesen, alle Beteiligten hätten sie mit mehr Interesse verfolgt als den monoton enervierenden Bühnenabgang der alten Bunten Liste.

    So traurig der Ablauf, so groß die Hoffnung, die die Ergebnisse für die Arbeit des kommenden Jahres geweckt haben.

  7. Vielen Dank für eure Meinungen. Bei mir entsteht immer mehr der Eindruck, dass einige zwischen haltlosen Anschuldigungen, Beleidigungen und Verleumdung den Respekt gegenüber anderen Menschen verloren haben. Seit Monaten setzt ihr euch nicht mehr inhaltlich mit Positionen auseinander, sondern beschäftigt euch nur noch mit der Diffamierung von Einzelpersonen. Durch euer Verhalten wird kein Frieden geschaffen und nichts vereint. Im Gegenteil, ihr vertieft bestehende Gräben. Warum auch nach der Wahl Einzelpersonen weiter im öffentlichen Raum derart polemisch angegriffen werden, erschließt sich mir nicht; es entsteht immer mehr der Eindruck, als würde sich euer politisches Engagement auf Respektlosigkeit gegenüber Einzelpersonen und ihrer Arbeit beschränken. Genauso wie ich Alexander Eiber vom RCDS direkt nach seiner Wahl gratuliert habe, wäre hier wohl von einigen eine Entschuldigung angebracht. Nicht, weil es besonders angenehm ist, sondern weil es zeigt, dass der politische Gegner als eben dieser respektiert wird. Es ist alles gesagt.

  8. @ Daniel: Da bleibt man wirklich ohne Worte, ich hoffe, du hältst das, was du da schreibst, nicht einmal selbst für wahr, wirklich traurig. Gerade von deiner Seite hätte nach deinem Verhalten der letzten Monate erwartet, ein klein wenig Selbstreflektion und Einsicht zu zeigen.

  9. Hier ein Vorschlag von mir, da ich das Geschriebene gerade sehr traurig finde:
    Vielleicht sollten alle, die sich jetzt hier eingebracht haben, sich nochmal zusammenfinden und darüber sprechen, wie sie die Zeit vor, die Konstituierende Sitzung selbst und den Nachgang der Sitzung empfunden haben.
    Die Darstellungen, die hier angebracht wurden, entsprechen leider überhaupt nicht dem, was ich gehört habe und fände es unglaublich schade, wenn dieser Zustand so bliebe.
    Vor einiger Zeit haben wir gemeinsam diskutieren können (Beispiel:Verfasste Studierendenschaft) und konnten auch mal privat miteinander sprechen.
    Nach der Konventsitzung heute hat das jetzt wieder funktioniert und ich frage mich wirklich, warum das in der letzten Zeit offensichtlich nicht funktioniert hat!

  10. o.O
    Meiner Meinung nach besteht die Aufgabe eines AStA ja nicht darin, „alle politischen Meinungen zu vereinen“ und so inhaltlich völlig arbiträr zu sein..

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