"Freilich braucht’s des"
„Queere Kultur in Regensburg – Braucht’s des?“ war die Leitfrage der Podiumsdiskussion zu den Queerstreifen, der ersten schwul-lesbischen Filmwoche in Regensburg. Kontroverse Diskussionen gab es nicht, alle waren einer Meinung: „Freilich braucht’s des“.
Bis kommenden Mittwoch findet in Regensburg die erste schwul-lesbische Filmwoche statt. Im Leeren Beutel sind bis dahin Spielfilme und Dokumentationen zu queeren Themen zu sehen. „Die Filme sind eine Auswahl von Lieblingsfilmen der Organisatoren“, sagte Insa Wiese von der Regensburger Kurzfilmwoche, die auch bei Queerstreifen aktiv ist. Wichtig sei: Die Filme sollen noch nicht in Regensburg gelaufen sein, Premierenfilme gebe es aber dennoch nicht: „Die sind nicht zu bezahlen.“ Im Durchschnitt kostet ein Film 150 Euro. Dass sich Queerstreifen nicht nur an ein homosexuelles Publikum richtet, zeigt sich auch an den Organisatoren: Insa Wiese outete sich unter Raunen des Publikums als hetero.
Vorbild der Queerstreifen ist der Kulturherbst, der in den 1990er und 2000er Jahren jährlich Veranstaltungen mit schwul-lesbischem Fokus organisierte. Dieser Kulturherbst war auch der Aufhänger der Podiumsdiskussion „Queere Kultur in Regensburg – Braucht’s des?“ Der Konsens war klar: „Freilich braucht’s des!“
Beklagt wurde das fehlende Engagement der Stadt Regensburg: „Cities without gays and rock bands are loosing the economic race“, zitierte der Grünen-Stadtrat Jürgen Mistol den Ökonomen Richard Florida. Die Stadt Regensburg hätte das aber nicht verstanden: „Dass Oberbürgermeister Schaidinger noch nie auf dem Christopher-Street-Day war, sagt ja ganz viel aus.“
Kollektives Brainstormen
Die Veranstaltung war mehr ein Erfahrungsaustausch und Ideensammeln zwischen dem Podium vor der Leinwand und dem Publikum in den roten Kinosesseln als eine kontroverse Diskussion. Kulturelle Angebote – abgesehen von den Queerstreifen – konnte niemand nennen. Aber zumindest an Partys scheint es nicht zu fehlen: „Die waren ja noch nie das Problem in Regensburg“, hieß es aus dem Publikum. Partys seien auch leichter zu finanzieren: Bei kulturellen Veranstaltungen dagegen müssen Veranstalter in der Regel erst einmal Geld vorstrecken.
Auch an Ideen für die Zukunft mangelte es nicht: Newsletter, Bündnisse zwischen verschiedenen Gruppen, den Graben zwischen Universität und Stadt einebnen, ein alternativer Kulturpreis – eine ganze Reihe an Vorschlägen waberte durch das Kino im Leeren Beutel. Vielleicht ist Regensburg aber auch einfach zu klein: „Das ist großstädtische Kultur in einer kleinen Großstadt“, sagte Jürgen Huber, Stadtrat der Grünen, aus dem Publikum. „Die kritische Masse – also genügend Veranstalter und Besucher – beginnt bei einer Million Einwohner“, meinte Michaela Zeuke, die neben Wolfgang Kleine von Resi e.V., eine derjenigen ist, die früher den Kulturherbst organisierte. Hannes Eberhardt, Konzertmanager aus Regensburg, will sich davon aber nicht abhalten lassen: „Probieren wir es einfach wieder mit mehr Vielfalt.“
Das weitere Programm der Queerstreifen:
Samstag, 1. Dezember 2012:
- 17 Uhr: „König des Comics – Ralf König“
- 19 Uhr: „Kyss mig – Küss mich“
- 20:45 Uhr: „Kaboom“
Sonntag, 2. Dezember 2012:
- 17 Uhr: „Romeos… anders als du denkst“
- 19 Uhr: „Die Töchter des chinesischen Gärtners“
- 20:45 Uhr: „Le Tigre on Tour: Who took the Bomp?“
Montag, 3. Dezember 2012:
- 19 Uhr: „Romeos… anders als du denkst“
- 20:45 Uhr: „Kyss mig – Küss mich“
Dienstag, 4. Dezember 2012:
- 19 Uhr: „Kaboom“
- 20:45 Uhr: „Die Töchter des chinesischen Gärtners“
Mittwoch, 5. Dezember 2012:
- 19 Uhr: „König des Comics – Ralf König“
- 20:45 Uhr: „Taxi zum Klo“
- 23 Uhr: Party in der Resi e.V.
Text: Katharina Brunner, Bild: Queersteifen
Danke für den tollen und schnellen Artikel. Das fast die Diskussion ganz gut zusammen. Und wenn wir nun queere Kultur an der Uni auch noch etwa sichtbarer machen könne, wären wir dem ganzen auch noch einen Schritt näher.
Liebe Grüße
Sven Schmalfuß
Studieneinheit Gender Studies