„…und morgen deine Lieblingskneipe?"
Als Aktionsbündis „Für die Alte Heimat“ riefen die Piratenpartei, die Jungen Liberalen und die Grüne Jugend am Freitag zu einer Demo auf. Gegen das Clubsterben und die Vertreibung junger Kultur aus der Regensburger Innenstadt gingen aber nur wenige Menschen auf die Straße.
Schon eine halbe Stunde vor dem Beginn der Demonstration wurde den Veranstaltern bewusst, dass die erwartete Masse an protestierenden jungen Menschen ausbleiben würde. Nur rund 80 Demonstranten tummelten sich gegen 13 Uhr neben dem Schwammerl am Hauptbahnhof, obwohl allein 280 bereits bei Facebook ihre Teilnahme angekündigt hatten. Auch der kurzfristige Aufruf, Plakate und Schilder mitzubringen, verfehlte offenbar seine Wirkung, da lediglich zwei kleine beschriebene Kartonpapiere dem Protest Ausdruck verliehen.
Als sich der Zug schließlich in Richtung Maximilianstraße in Bewegung setzte, ließ wohl nur das Aufgebot der Polizei auf eine Demonstration schließen. Äußerst ruhig eilte die Menge Richtung Domplatz, wo der stille Protest schließlich in das Ausrufen des Spruchs: „Finger weg von meiner Alten! Wir wollen die Filmbühne behalten!“ überging. Der auslaufende Pachtvertrag der Kultkneipe seitens der Universität gab für die Veranstalter nicht nur den Anstoß für die Demonstration, sondern stellt für sie auch ein Zeichen der fortschreitenden Gentrifizierung in der Altstadt dar.
Michael Feil, der Bezirksvorsitzende der Jungliberalen, hob in der abschließenden Kundgebung am Bismarckplatz die Pflicht der Universität hervor, die Jugendkultur in der Altstadt zu erhalten, auch weil sie dafür „staatliche Gelder bekommen hat“. Ebenso unverständlich ist für ihn, warum die Universität auf die monatlichen Einnahmen durch den Pachtvertrag verzichten wolle und stattdessen vorhabe die Alte Filmbühne in einen „kostenverursachenden Fahrradkeller“ umzuwandeln.
Den emotionalen Höhepunkt der Demonstration lieferte die kulturpolitische Sprecherin der Piratenpartei, Tina Lorenz, die sich wild gestikulierend gegen die Gentrifizierung aussprach, weil diese „zu Lasten derer geht, die nicht die nötigen Mittel haben, um für ihre Interessen einzutreten“. Beifall erhielt sie auch als sie die Anwesenden aufforderte: „Geht feiern! Und trinkt Glühwein!“. Diesen konnten sich die Teilnehmer als Dank für ihre Unterstützung kostenlos in der Neuen Filmbühne abholen. Vielleicht wäre es besser gewesen, den kostenlosen Glühwein schon im Vornherein anzukündigen. Dann hätten sich sicherlich noch ein paar Christkindlmarktgänger dem spärlichen Zug der Demonstranten angeschlossen.
Text und Foto: Michaela Schwinn