Tanzen mit Tiefgang
Vor kurzem veröffentlichten die drei Elektro-Punker von Frittenbude ihr drittes Studioalbum „Delfinarium“. Zu ihrem sechsjährigen Bandjubiläum präsentierten sie dieses auf dem Straubinger Pfingst-Open-Air. Für die Lautschrift haben sich Martin und Jakob vor ihrem Auftritt ein paar Minuten Zeit genommen.
Lautschrift: Ihr habt euch damals auf dem Weg zum Pfingst-Open-Air, das damals noch in Hauzenberg stattfand, gegründet, als das Autoradio nicht funktioniert hat…
Jakob: Genau, wir haben uns heute auf den Tag genau vor sechs Jahren im Auto auf dem Weg zum Festival gegründet. Wir haben zwar davor schon in den unterschiedlichsten Konstellationen Musik gemacht, aber das Ding um Frittenbude kam tatsächlich erst beim Pfingst-Open-Air auf.
Dann ist das Festival ja erst recht etwas Besonderes für euch. Habt ihr dann für den heutigen Auftritt spezielle Erwartungen oder vielleicht sogar etwas für eure Fans vorbereitet?
Jakob: Bis jetzt ist noch nichts geplant. Wir freuen uns total, nach sechs Jahren Bandgeschichte wieder hier zu sein und als Headliner spielen zu können. Wir warten erst mal ab, vielleicht wird es später noch ein bisschen emotional. Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich.
Dann wird es spannend, nicht nur deshalb, weil ihr derzeit in Deutschland eine ziemlich große Nummer seid. Eure Platte „Delfinarium“ ist auf Platz 14 der deutschen Albumcharts eingestiegen, eure Konzerte und auch die Ausweichtermine sind ausverkauft. 2010 habt ihr in einem Interview noch gesagt, dass ihr euch durchaus auch vorstellen könntet, in einen komplett anderen beruflichen Bereich zu wechseln. Trifft das noch zu?
Jakob: Haben wir das gesagt? (zwinkert) Ich glaube keiner von uns kann sich jetzt noch ein normales Leben vorstellen.
Martin: Es wäre total schwer, jetzt noch in den Alltag zurückzukehren. Wir sind total glücklich wie es gerade läuft. Wir werden das sicher noch eine ganze Weile machen.
Habt ihr dann schon konkrete Pläne oder wartet erst mal ab, wie es läuft? Euer neues Album wurde gerade erst veröffentlicht.
Jakob: Na ja, wir haben natürlich noch einen ganzen Haufen Songs, die wir geschrieben, aber nicht auf „Delfinarium“ veröffentlicht haben. Momentan haben wir keine Zeit, daran weiter zu arbeiten, weil die Tour so viel Zeit in Anspruch nimmt. Wir müssen noch überlegen, was wir mit diesen Liedern machen. Das wissen wir momentan noch nicht genau.
Euer neues Album bezieht sich genau wie die beiden Vorgängeralben „Nachtigall“ und „Katzengold“ auf Tiere. Warum habt ihr genau diesen Titel gewählt, den man metaphorisch noch am ehesten mit Gefangenschaft und einer Welt voller Illusionen in Verbindung bringt?
Jakob: Der Delfin ist natürlich auch ein Lieblingstier von uns allen. Außerdem handeln die Texte genau davon. Es geht um Freiheit, Grenzen und das Gefangen sein. Das spiegelt sich alles in „Delfinarium“ wieder.
Eure Texte gehen mit solchen Gedanken sehr in die Tiefe. In dem Song „Erlös dich von dem Schrott“ heißt es aber auch, „der erste Schritt um frei zu sein, ist es, wenn du tanzt“. Was hat bei euch Priorität, Spaß oder kritisches Denken?
Martin: Das geht bei uns Hand in Hand. Es soll tanzbar sein, aber auch zum Nachdenken anregen.
Jakob: Man muss sich eben manchmal Gedanken über sein Leben machen, ein anderes Mal einfach nur feiern und loslassen. Das muss ausgewogen sein.
Okay, dann noch einmal allgemeiner zu euch: Ihr seid recht gesellschaftskritisch, das arbeitet ihr wie gesagt auch in euren Songs auf. Was würdet ihr an der Gesellschaft ändern, wenn ihr euch etwas spezielles Aussuchen könntet?
Jakob: Der Weltfrieden wäre unser oberstes Ziel.
(Martin nickt zustimmend)
Mit eurer Musik wollt ihr die Menschen dann ganz gezielt zum Nachdenken bringen und einen Schritt in diese Richtung lenken?
Martin: Das natürlich auch…
Jakob: Ich glaube, dass das nicht in erster Linie unser Ziel ist. Wir wollen die Leute nicht ‚Teacher’-mäßig zum Grübeln bringen. Das sind im Prinzip alles nur Themen, die uns und vor allem Johannes beschäftigen. Er schreibt bei uns die Songs und sich damit das Leid von der Seele oder eben darüber, was ihn bewegt. Aber wir wollen auf keinen Fall mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Leute deuten und sagen: „Ihr müsst das so und so machen, damit es besser wird.“ Das wollen wir unter keinen Umständen.
Ihr rappt auf Deutsch. Was sagt ihr zu den Leuten, die behaupten, dass es widersprüchlich ist, dass ihr Deutschland dann kritisiert?
Martin: Widersprüche gibt es bei uns überall.
Jakob: Wir rappen auf Deutsch, weil es authentisch ist. Wir sind Deutsche und haben nichts gegen die Sprache, sondern gegen das System.
Zum Abschluss noch einmal zurück zu eurem Auftritt später: Ihr spielt über die Dauer von einer Stunde, welcher eurer Songs muss unbedingt ins Programm aufgenommen werden?
Jakob: „Mindestens in 1000 Jahren“. Das ist ein Lied, das wir immer noch gerne spielen, das einfach flasht. Das ist definitiv der Lieblingstitel.
Martin: Dem kann ich nur zustimmen.
Dann viel Spaß heute Abend und vielen Dank für das Interview.