Zwölf Kerzen für zwölf tödliche Schüsse
Vor drei Jahren starb der Regensburger Student Tennesse Eisenberg. Am Sonntag fand eine Demonstration in seinem Gedenken statt. Die Öffentlichkeit müsse stärker auf die Notwendigkeit unabhängiger Untersuchungsinstanzen sensibilisiert werden, so das Motto vieler Teilnehmer.
Zwölf Kerzen und zwölf Schilder stehen auf den Stufen des Regensburger Doms. Auf manchen Schildern ist das lachende Gesicht eines jungen Mannes zu sehen. Auf einigen auch sein Todestag: 30. April 2009. Am Montag vor genau drei Jahren wurde der Regensburger Student Tennessee Eisenberg bei einem Polizeieinsatz erschossen. Jede der zwölf aufgestellten Kerzen steht für eine jener Kugeln, die von den Schusswaffen der beteiligten Polizisten auf Tennessee abgefeuert wurden.
Juristisch ist der Fall bis heute noch nicht abgeschlossen. Der Antrag auf ein Klageerzwingungsverfahren wurde bereits 2010 abgelehnt. Vergessen wurde der Fall von Tennessee jedoch nicht, wie die Demonstration zum Gedenken an seinen Todestag zeigte: Rund 120 Menschen zogen mit Kerzen und Pappschildern durch die Altstadt in Richtung Justizgebäude. Über das Gedenken an Tennessees Tod hinaus gab es für viele noch eine weitere Motivation zur Teilnahme: Die Demonstranten setzen sich auch für unabhängige Untersuchungsinstanzen ein. Der Marsch zum Justizgebäude sollte die Öffentlichkeit dafür wieder stärker sensibilisieren.
Bei einer abschließenden Rede am Justizgebäude wies Benedikt Schindler von der Initiative „12 Kugeln-12 Fragen“, auf die Notwendigkeit hin, das Vertrauen zwischen der Polizei und der Bevölkerung wiederherzustellen. Als Lösungsansätze nannte er zum einen die Einführung einer Kennzeichnungspflicht von Beamten und schlug zum anderen vor, Vorwürfe gegen Polizisten von den Staatsanwaltschaften anderer Bundesländer bearbeiten zu lassen. Schindler bestätigte zwar, dass vor kurzem eine Ermittlungsstelle für Amtsdelikte in Bayern geschaffen wurde. Dessen Unabhängigkeit stellte er jedoch infrage, da diese immer noch einen Teil der Polizei darstellen würde. Er und die anderen Organisatoren der Demonstration wollen sich weiterhin für die Schaffung einer unabhängigen Kontrollinstanz einsetzen, um „für etwas zu kämpfen, für das es selbstverständlich sein sollte, nicht kämpfen zu müssen“.
Text: Michaela Schwinn
Fotos: Franz Himpsl