Bildungshürde Campus?

Bildungshürde Campus?

Studieren mit Handicap: Wenn alltägliche Tätigkeiten zu großen Herausforderungen werden.

Referate, Hausarbeiten, Praktika,tausend Dinge, die Studierenden im Kopf herumschwirren– am Studium allein mag man oft genug verzweifeln. Jeder dürfte das Gefühl kennen,vom Stress mit den Kursen,Fristen, Dozenten oder Prüfungen in die Knie gezwungen zu werden. Manche von uns haben es aber gleich doppelt schwer: Studierende mit einer chronischen Erkrankung oder Behinderung müssen noch ganz andere Aufgaben meistern: Wie komme ich ohne Probleme in den Hörsaal? Wie kann ich Bücher ausleihen, die in der Bibliothek stehen? Solche unscheinbaren Alltagsprobleme können für behinderte Studenten zu schier unüberwindbaren Hindernissen werden.

Und es gibt nicht wenige, die davon betroffen sind: Rund acht Prozent aller Immatrikulierten geben an, dass sie an einergesundheitlichen Beeinträchtigung leiden, die Auswirkungen auf ihr Studium hat. Ander Uni Regensburg wären das bei etwa 20 000 Studierenden 1 600 Betroffene.

Daher gibt es auf dem Campus auch ein paar hilfreiche Angebote, die den Betroffenen das Studium ein wenig leichter machen. In der Zentralbibliothek steht ein Arbeitsplatz für Blinde oder Studierende mit Sehbehinderung zur Verfügung. Dort befinden sich spezielle Computer und Arbeitsgeräte, wie zum Beispiel Kopfhörer mit Sprachausgabe des Bildschirminhalts, die es ermöglichen, trotz der Einschränkung eine Literaturrecherche zu betreiben. Zudem bietet das Multimedia-Zentruman, eben diesen Studierenden kostenlos Literatur einzuscannen und in das richtige Format zu bringen.

Natürlich gibt es auch Studierende, die mit Gehbehinderungen zu kämpfen haben und ihren Uni-Alltag im Rollstuhl bewältigen müssen. Da gestaltet es sich nicht so leicht, einfach in die Bibliothek zu kommen und sich ein paar Bücher oder Zeitschriften aus dem obersten Regalbrett zuholen. Speziell dafür gibt es aber seit Oktober2008 den Literaturservice an der Uni. Egal, ob man nun Bücher aus einer Teilbibliothek benötigt oder sich Literatur kopieren muss, der Service bietet das alles kostenlos an.

Mit dem Ausleihen von Büchern hat sich das Studieren allerdings noch nicht erledigt, ist doch auch der Besuch vonVorlesungen und Seminaren zentraler Bestandteil des universitären Lebens. Für einen Rollstuhlfahrer stellt sich vor dem Kursbesuch eine simple aber zentrale Frage: Wie komme ich von A nach B, ohne dass Treppen den Weg versperren? Obwohl es auf den ersten Blick unmöglich erscheinen mag, bei den zahllosen Treppen auf dem Campus-Gelände alle Orte mit dem Rollstuhl zu erreichen, ist die Situation an der Uni aber ganz gut: Theoretisch kann man bis auf bestimmte Stellen an der Sportfakultät zu allen Räumlichkeiten auch im Rollstuhl gelangen. Leider liegt die Betonung auf theoretisch, denn so manche Tür, die auch für Studierende ohne Handicap eine Kraftübung darstellt, erschwert den Weg über das Gelände für Rollstuhlfahrer sehr.

Ein Beispiel, wie man es richtig machen kann, ist das neue Vielberth-Gebäude, das mit elektronisch öffnenden Türen sowie Blindenschrift-Tafeln an den Eingängen und Geländern ausgestattet ist. Warum man die Türen nicht einfach überall an der Universität entsprechend umrüstet? Des lieben Geldes wegen natürlich, denn eine Tür auszutauschen kostet sage und schreibe schon zwischen 10 000 und15 000 Euro. Geld, das die Uni gerade einfach nicht zur Verfügung hat. Der finanziellen Lage ist es auch geschuldet, dass noch kein Blindenleitsystem installiert ist, das Sehbehinderten eine verbesserte Orientierung auf dem Campus bieten würde – verlieren doch selbst Sehende auf demverwirrenden Universitätsgelände oft genug den Überblick.

Studieren mit Handicap ist nicht einfach, die Uni Regensburg macht es aber vielleicht ein klein bisschen weniger beschwerlich. Der Service, den die Bibliothek und das Multi-Media-Zentrum anbieten, erscheint wirklich hilfreich und viel versprechend und wer einen Ansprechpartner bei diesen Problemen sucht, der findet ihn auch schnell: An der Uni steht Martin Gründel als Senatsbeauftragter für chronisch kranke und behinderte Studierende mit Rat und Tat zur Seite und im Studentenwerk kann man sich mit Problemen und Fragen, die sich um Nachteilsausgleich, Studienzeitverlängerung, Wohnheimplätze und Ähnliches drehen, an Stefanie Feuerer und Monika Jauch wenden.

Durch das Behindertengleichstellungsgesetz sind Träger öffentlicher Gewalt zur Herstellung von Barrierefreiheit im Bau verpflichtet. Es ist nicht das, was protestierende Studenten im Sinn haben, wenn sie ein barriere- und schrankenfreies Studium fordern. Aber zumindest in dieser Hinsicht zeigt sich die Universität Regensburg vorbildlich: Der Campus ist keine Bildungshürde.

 

Text von Sarah Munker

Bild von Christian Basl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert